Die erfolgreiche Ärztin Katherine Dunne hofft ihre zerstrittene Familie durch
einen Segeltörn in der Karibik wieder zusammen zu bringen. Nach dem Tod ihres
Mannes Stuart und durch die Hochzeit mit dem Staranwalt Peter Carlyle haben sich
ihre Kinder weit von Katherine entfernt. Hinzu kommt, dass sie selbst nicht als
vorbildliche Mutter agiert und ihrer Karriere oft den Vorzug gegeben hat. So hat
sie auch nicht bekommen, dass ihre Tochter Carrie an Bulimie leidet und der
große Sohn Mark mehr mit kiffen, als mit seinem Studium beschäftigt ist. Das
auch der jüngste Sohn Ernie Probleme hat, fällt bei diesen
Familienverhältnissen kaum ins Gewicht. Und so macht sich Katherine, mit ihrem
Ex-Schwager Jake als Skipper, auf den Weg. Es kommt, wie es kommen muss: Die
Yacht der Familie gerät in einen furchtbaren Sturm. Kurz nachdem man diesen
überstanden hat, ereignet sich eine Explosion an Bord und die Dunnes müssen
das Boot verlassen. Schiffbrüchig stranden sie auf einer einsamen Insel.
Es ist wirklich erstaunlich, was für Räuberpistolen James Patterson teilweise
auf seine Leser loslässt. Man mag nicht glauben, dass hier der gleiche Autor am
Werk ist, der Thriller wie "...denn zum Küssen sind sie da" oder
"Morgen Kinder wird's was geben" verfasst hat. "Höllentrip"
liest sich zwar wie alle James-Patterson-Werke flott weg, jedoch sollte man
nicht nach einem tieferen Sinn suchen. Wer diesen Fehler macht läuft Gefahr,
dass sich beim Lesen die Nackenhaare aufstellen. Es ist wirklich unfassbar, was
den Dunnes alles passiert: Tochter Carrie will sich das Leben nehmen, kann aber
in letzter Sekunde von Onkel Jake gerettet werden, der dann seinerseits bei dem
Sturm über Bord geht und natürlich ebenfalls gerettet wird. Kaum ist dies
überstanden, explodiert das Schiff. Die überlebenden Familienmitglieder werden
von einem Hai angegriffen, den sie natürlich in die Flucht schlagen können,
bevor sie sich auf eine einsame Insel retten. Das die Rettung dank
obligatorischer Flaschenpost erfolgt, versteht sich von selbst.
Für einen halbwegs versierten Krimifan ist es natürlich auch keine
Überraschung, wer hinter der Explosion steht, zumal Patterson und sein Co-Autor
Howard Roughan dies auf den ersten Seiten verraten. So plätschert der Roman
zwar spannend dahin, kann aber nicht wirklich begeistern. Zu vorhersehbar ist
der Plot und zu eindimensional agieren die Figuren.
Einmal mehr stellt James Patterson mit diesem Werk unter Beweis, dass die
Quantität seiner Produktivität nicht an die Qualität früherer Werke heran
reicht. Da der Erfolg, vor allem in den USA ihm Recht gibt, wird sich an der
Veröffentlichungsflut von vier bis fünf neuen Werken pro Jahr wohl kaum etwas
ändern. Für den Leser, der James Patterson treu bleiben will, bleibt in diesem
Fall nur die Hoffnung, dass sich unter seinen Werken auch mal wieder die eine
oder andere echte Perle befindet. "Höllentrip" ist keine.
Fazit
Wenig Höhepunkte. Pattersons (Alb-)Traumschiffthriller überzeugt nur sehr
bedingt. Bestenfalls kurzweiliger Lesespaß, um die Wartezeit auf den nächsten
Bus zu verkürzen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 29. Januar 2010 2010-01-29 10:59:18