Auf der Flucht vor der Verfolger-Gruppe nimmt Kai mitten im
Räuber-und-Gendarm-Spiel die Abkürzung über den Friedhof, um die anderen
abzuschütteln. Kai scheint nach dem Gruselfilm vom Tag zuvor besonders
dünnhäutig zu sein; denn plötzlich sieht er Nebel wabern und glaubt sich von
schaurigen Gestalten in dunklen Umhängen umringt. Nach über einer Stunde kehrt
Kai völlig verändert zu der Fete zurück, von der er mit seinen Freunden zum
Spielen aufgebrochen war. Bei Sandra und den anderen scheint die Welt in Ordnung
zu sein, doch Kai trägt merkwürdige Bisswunden am Hals und sieht ziemlich
kränklich aus. Zum Glück kennt sich Kais Oma als studierte Vampirologin mit
der Veränderung ihres Enkels aus. Obwohl Kai nicht an Vampire glaubt, scheint
er auf dem besten Weg zu sein, einer zu werden. Kais außergewöhnliche Oma, die
schwimmt, Karate praktiziert und in einem idyllischen Häuschen am Waldrand
lebt, kredenzt Kai und Sandra (die gemeinsam bei ihr eine Woche Ferien
verbringen) ein Teufelsmahl für Hexen und Vampire. Eine wichtige Rolle für
Kais Verwandlung spielen die Transsylvanischen Schicksalskekse, die die Oma
streng nach Rezeptbuch gebacken hat. Kai erhält inzwischen einen Ratgeber für
seine Verwandlung, ein sprechendes Buch, das nur so viele Informationen
preisgibt, wie Kai jeweils verarbeiten kann. Die Vampirkinder Gutta, Gangolf und
Gerrith suchen Kontakt zu Kai, obwohl ihre Eltern den Umgang mit Menschen streng
verboten haben. In diesem Fall scheinen die Vampir-Kinder schlauer als ihre
Vampir-Eltern zu sein; denn Kais Oma besitzt offenbar als einzige noch das
Magie-Buch mit dem für die Vampir-Kultur so wichtigen Keks-Rezept. Wenn der
kranke Opa Gismo von seinem Mondfieber geheilt werden soll, müssen die Vampire
ihre Abneigung gegen die Menschen überwinden und um Omas Hilfe bitten. Wie die
Vampir- und die Menschenkinder gemeinsam das Problem lösen, erzählt Hagen
Röhrig pfiffig und mit gebremstem Gruseln.
Die Gruft, die Vampir-Sippe, ein Skelett, Spinnen, ein Rabe als Bote, Röhrig
fährt außer dem gewohnten Grusel-Sortiment so schräge Apparaturen wie ein
Weihwassergewehr auf. Kais Leiden an den körperlichen Veränderungen schildert
der Autor mit viel Humor. Gepflegtes Gruseln kontrastiert aufs Komischste mit
der Idylle in Omas Häuschen. Erwachsene Leser werden sich an der Figur der
Großmutter ergötzen, die Kais Verwandlung sehr Ernst nimmt und sich dennoch
nicht aus der Ruhe bringen lässt. Dass Sandra stets treu zu Kai hält, so
sonderbar die Ereignisse auf sie wirken mögen, hat mir an Röhrigs zeitloser
Abenteuergeschichte besonders gut gefallen.
Fazit
Eine zeitlose, abenteuerliche Vampirgeschichte für Leser ab 9 Jahren, die
leicht und überaus witzig zu lesen ist.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 01. Januar 2010 2010-01-01 12:29:30