Die im Swasiland geborene Autorin Malla Nunn führt den Leser in das Südafrika
von 1952. Zu dieser Zeit greifen gerade die Rassengesetze und die Weißen
dürfen keinen Kontakt zu den Nicht-Weißen haben. Der weiße englische Polizist
Cooper wird von Johannisburg in einen kleinen Ort an der mosambikanischen Grenze
geschickt, um nachzuschauen, was dort passiert sein könnte. Ein Telefonanruf
zuvor hatte nicht gerade viel Informationen gebracht. Cooper trifft dort auf die
Leiche des weißen Polizisten Pretorius, der bäuchlings im Wasser liegt.
Schnell wird klar, dass es sich um einen Mord handelt. Von seinem Vorgesetzten
wird Cooper beauftragt, den Mord aufzuklären. Doch dafür bleibt ihm nicht viel
Zeit. Während er sich noch den Überblick über die Situation und die
Afrikaander-Familie Pretorius verschafft, von denen er bereits drei Söhne des
ermordeten "Dorfsheriffs" am Fundort der Leiche getroffen hatte und
die ihm schnell einen Verdächtigen liefern, treffen zwei Bedienstete der
Security Branch, der Staatssicherheit des Apartheitregimes, im Ort ein und
übernehmen ganz offiziell die Ermittlungen. Cooper wird auf das Abstellgleis
geschoben. Der jedoch lässt sich nicht ins Bockshorn jagen und ermittelt
heimlich weiter, weil er vermutet, dass hier ein Mord vertuscht oder zumindest
den Kommunisten in die Schuhe geschoben werden soll. Das Oberhaupt der
Burenfamilie wäre ein willkommenes Opfer für die Politik des Apartheitregimes.
Um ihn weiterhin kalt zu stellen, wird auch Cooper Zielscheibe der
Geheimpolizei, trotzdem gelingt es ihm immer wieder, ihnen zu entgehen und
heimlich weiter zu machen. Dabei erfährt er, dass der Chef der hiesigen
Polizei, Captain Pretorius, gar keine so weiße Weste hat, wie allgemein
angenommen und von seiner Familie behauptet wird. Als echter Bure war Pretorius
mit dem schwarzen Stammespolizisten Shabalala zusammen aufgewachsen und stand
den dunkelhäutigen Frauen nicht so ablehnend gegenüber, wie die Gesetze es von
ihm als weißen Südafrikaner und als Polizist erwarteten. Nicht zuletzt, weil
Cooper auch fähig ist, sich mit den Leuten auf Zulu zu unterhalten, hat er sehr
gute Chancen, mehr über die Hintergründe des Mordes in Erfahrung zu
bringen.
Malla Nunn, die auch als Filmemacherin schon internationale Auszeichnungen
erhielt, hat mit ihrer Familie viele Jahre in diesem Südafrika gelebt und
greift in ihrer spannenden Geschichte auf Erfahrungen und Erlebnisse ihrer
Familie zurück, denn ihre Eltern haben sich etwa zu dem Zeitpunkt der
Romanhandlung dort kennengelernt. In einer bildreichen Sprache führt sie in die
Landschaft und das Umfeld der Handlung ein. Aussagekräftige und zutreffende
Vergleiche und Metaphern erleichtern dem Leser das Eintauchen in diese
Landstriche. Dabei werden die Charaktere so lebendig, als würden sie neben
einem stehen.
Schnell wird klar, dass der Autorin nicht nur daran gelegen ist, einen
spannenden Kriminalroman vorzulegen, sondern dass sie gewillt ist, die Menschen
über die Taten und die Gesellschaft einer Zeit aufzuklären, die stets in
Erinnerung bleiben sollte, damit sie sich nicht noch einmal wiederholen kann.
Schon frühzeitig lässt sie in den Gesprächen und Gedanken von Cooper, und
nicht zuletzt mit seiner Fähigkeit Zulu zu sprechen, durchblicken, dass er
nicht immer mit dem herrschenden System einverstanden ist. Dass er sich wohl
aber darin arrangiert hat, um unbehelligt leben zu können. Dadurch wird die
Ermittlung nicht nur ein Kampf um die Aufklärung des Mordes sondern auch ein
Kampf gegen die Rassengesetze und die Meinung einiger im System etablierter
Nutznießer. Malla Nunn führt damit in eine Gesellschaft ein, die vielen
Menschen gerade in Europa verborgen blieb. Sie zeigt in diesem Buch, dass es
nicht nur schwarz/weiß, sondern in den unterschiedlichsten Varianten Grautöne
gab. Sie informiert über die Bevölkerungsgruppen, die damals das Bild der
südafrikanischen Gesellschaft ausmachten: den aus Europa eingereisten Weißen,
den in Afrika geborenen Weißen, der Afrikaans spricht, den aus Asien
eingereisten Farbigen, den in Afrika geborenen Farbigen und den in Afrika
geborenen Schwarzen. So vielschichtig die Einwohner waren, so vielschichtig
waren auch die Meinungen von ihnen gegenüber der Apartheit.
Das Buch fasziniert zunächst durch seine bildreiche Sprache und führt den
Interessenten an einen Ort, der von Krimiautoren noch nicht so häufig als Ort
von Verbrechen auserkoren worden ist, obwohl dort bereits kaum zählbare
Verbrechen stattgefunden haben. Es fasziniert dann durch die detailreiche und
akribische Beschreibung der Gesellschaft und den Umgang der unterschiedlichsten
Bevölkerungsschichten untereinander im Südafrika der 1950er Jahre.
Schließlich fasziniert es durch die Spannung der kriminalistischen Handlung,
die den Leser mitfiebern lässt und ihn bis zum Schluss über den wahren Täter
und die wahren Zusammenhänge des Mordes im Ungewissen hält.
Fazit
Das Buch fasziniert zunächst durch seine bildreiche Sprache und führt den
Interessenten an einen Ort, der von Krimiautoren noch nicht so häufig als Ort
von Verbrechen auserkoren worden ist, obwohl dort bereits kaum zählbare
Verbrechen stattgefunden haben. Es fasziniert dann durch die detailreiche und
akribische Beschreibung der Gesellschaft und den Umgang der unterschiedlichsten
Bevölkerungsschichten untereinander im Südafrika der 1950er Jahre.
Schließlich fasziniert es durch die Spannung der kriminalistischen Handlung,
die den Leser mitfiebern lässt und ihn bis zum Schluss über den wahren Täter
und die wahren Zusammenhänge des Mordes im Ungewissen hält.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 21. Dezember 2009 2009-12-21 17:25:36