Jedes Kind hat Kunstunterricht in der Schule. Hier soll es unter Leistungsdruck
seine Kreativität zeigen und hat dafür etwa 45 Minuten Zeit. Aber wird das den
künstlerischen Fähigkeiten der Kinder gerecht? Thomas Heyl ist nicht dieser
Ansicht. Kinder brauchen Zeit und Raum, um zu einem Thema ihrer Phantasie freien
Lauf lassen zu können. Sie benötigen verschiedenste Materialien und müssen
sich untereinander austauschen können, um Probleme, die im künstlerischen
Prozess entstehen, zu bewältigen.
Im ersten Kapitel vermittelt Heyl dem Leser einen Einblick in die "Schule
der Phantasie" und ihrer Geschichte. Rudolf Seitz und seine Ideen werden
vorgestellt. Im folgenden Kapitel beschreibt der Autor anhand von Beispielen und
Fotos die Grundlagen seines Konzeptes. Hierzu gehören Themen wie: eigene Wege
finden, den Sinnen Sinn geben, Phantasie haben und Phantasie haben dürfen. Im
dritten Kapitel geht Heyl nun auf didaktische Aspekte der "Schule der
Phantasie" ein. Das Kind wird als Individuum gesehen. Es bringt eigene
Aspekte seiner Persönlichkeit in den Prozess ein. Der Lehrer gestaltet den
Rahmen, besorgt die Materialien, schafft Kommunikationsanlässe, die es dem Kind
ermöglichen, seinen eigenen Weg für die Lösung einer Aufgabe zu finden. Zudem
ergründet der Autor welche Möglichkeiten es geben könnte, die "Schule
der Phantasie" in die Ganztagsschule zu integrieren und möglichst viele
Kinder auch aus bildungsferneren Schichten zu erreichen. Diese werden selten zu
freiwilligen Nachmittagskursen angemeldet, auch wenn für die Eltern keine
zusätzlichen Kosten entstehen. Heyl beschriebt zudem welche Gestaltungsaspekte
für die Umgebung unerlässlich sind: das Material, Werkzeug und der Raum. Zum
Material gehören aber nicht nur Papierbögen sondern ebenso Fundstücke, die
die Kinder von zu Hause mitbringen oder auf anderen Wegen sammeln. Im
abschließenden Kapitel gibt Heyl praktische Hinweise zur Gründung einer
"Schule der Phantasie". Dies beinhaltet kurze und knappe Informationen
zu Honorar und Kosten und dem Kurssystem.
Fazit
Die Kapitel sind sehr verständlich beschrieben. Vor allem die Einbeziehung von
Fallbeispielen und dazugehörigen Bildern erleichtert es dem Leser die Intention
des Konzepts der "Schule der Phantasie" zu begreifen. Für alle
diejenigen, die Feuer gefangen haben, ist dann auch gerade das letzte
organisatorische Kapitel von Bedeutung. Das Buch ist sehr zu empfehlen für
Pädagogen, die mit dem herkömmlichen Kunstunterricht in der Schule unzufrieden
sind und neue Wege gehen möchten.
Vorgeschlagen von Romy Bigalke-Kunert
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veröffentlicht am 02. Oktober 2009 2009-10-02 09:22:26