Horace Benbow macht in "Die Freistatt" Bekanntschaft mit Lee Goodwin
und seinen Freunden, die eine illegale Schnappsbrennerei in den 30er Jahren
betreiben. Kurze Zeit später geschieht ein Mord, für den Lee Goodwin
beschuldigt wird. Benbow wird sein Anwalt. Bevor der Mord geschah waren der
junge Gowan Stevens und die hübsche Temple Drake bei Goodwin nach einem
Autounfall in der Falle.
Die Geschichte wird sehr trocken und reduziert rübergebracht, ist aber
gleichzeitig voll mit Gewalt, Lust und Begierde. Faulkners Sprache aber lässt
nicht zu, dass diese mehr als nur erahnt werden können. Ein Mord geschieht
zwischen den Zeilen in Zeitraffer, Vergewaltungen beiläufig und im Dunkeln. Mit
keinem Word wird dieses Thema angefasst, aber man kann nur ahnen, was Temple
ausstehen muss, nachdem einer von Goodwins Gefolge Popeye sie in seiner Gewalt
hat und sie in einem Puff versteckt.
Die Situation um den Prozess und um Temples Entführung eskalieren zum Schluss,
aber wieder spürt man nur den Hauch eines Donners. In gemäßigter Sprache
werden Gewalttaten erzählt, dass sie beinahe an einem vorübergehen.
Das Buch hat sich für mich mehr wie ein Drehbuch gelesen...die Handlung war nur
in wenigen Fällen dicht und plausibel, es gab soviele Handlungssprünge, dass
ich nicht wusste, wo ich mich befand. Dazu kommt noch die eigenartige und nicht
weiter erörterte Beziehung zwischen Horace und seiner Stieftochter Klein-Bell.
Was genau da passier t ist, überlässt Faulkner der Fantasie des Lesers...
Kein soooo spannender Krimi, schließlich ist von Anfang an klar, wer der wahre
Mörder ist und wo sich Temple befindet. Es geht vielmehr um die grobe
Darstellung der einzelnen Protagonisten, die so kontrovers sind, dass sie in
keinem Augenblick irgendwelche Berührungspunkte haben und trotzdem versuchen
miteinander umzugehen.
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
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veröffentlicht am 26. September 2009 2009-09-26 16:06:07