Nie hätte Ismael früher gewagt, ein Mädchen wie Kelly anzusprechen. In
Nennt mich nicht Ismael!
beschützte Michael Bauers Held Kellys jüngeren Bruder Marty vor Barry Bagsley,
dem Profi-Tyrannen. Nun ist er gemeinsam mit Orazio zu Kellys Party eingeladen.
Damit er sich vor lauter Aufregung beim Telefonieren mit Kelly nicht verhaspelt,
schreibt Ismael vorsichtshalber einen Merkzettel. Bei Faulkners gibt es einen
Swimming-Pool und - Sie werden es ahnen - unzählige Möglichkeiten für
Ismael, sich auf Kellys Party zu blamieren. Obwohl Kelly Faulkner unübersehbar
Brad anhimmelt, einen Jungen, der so aussieht, wie sein glamouröser Name
vermuten lässt, schwärmt Ismael weiter für Kelly. Ismaels Freund und Berater
in allen Lebenslagen Orazio, genannt Razzman, hält sich für Australiens
größten Frauenversteher und verspricht, Ismael mit Kelly zu verkuppeln. Ismael
weiß, dass Widerspruch zwecklos ist, wenn Razzman sich erst einmal etwas in den
Kopf gesetzt hat.
Im Englischunterricht bei Ms. Tarango stehen in Ismaels Jahrgang Shakespeares
Liebes-Sonette auf dem Lehrplan. Liebeslyrik in einer Klasse pubertierender
Jungen - Miss Tarango muss eine ungewöhnlich couragierte Lehrerin sein. Razz,
der ausgebuffte Berater in Liebesdingen, erkennt sofort: wer gerade Shakespeare
im Unterricht durchnimmt, hat bei Mädchen einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Während einige in der Klasse sich fragen, ob Mädchen damals wirklich auf
dieses Gesülze, diese Sonett-Teile standen, tritt Razz schon in Verhandlungen
mit Miss Tarango ein. Die beste Englisch-Lehrerin, die die Jungen je hatten,
sieht sich jedoch weniger als Ghostwriterin und Expertin in
Sonett-Angelegenheiten. Miss Tarango ist überzeugt, dass Ismael auf dem Markt
der Herzen sicher keinen Ghostwriter für Gedichte benötigt.
In Ismaels Leben außerhalb der Schule kündigen sich wichtige Veränderungen
an. Der Zehntklässler bemerkt, dass die unscheinbare Prue zu einer
gefährlich klugen jüngeren Schwester herangewachsen und längst kein Kind
mehr ist. Ismaels Vater verschwindet auffällig oft in seiner eigenen Welt.
Zwanzig Jahre ist es jetzt her, dass Herr Leseur zum letzen Mal mit seiner
Rockband "Die Seekühe" aufgetreten war. Eine für Ismael zunächst
verblüffende Einsicht: Seine Eltern haben ein Leben vor dem Elternsein gehabt.
Offenbar gilt das auch für einige Lehrer an Ismaels Schule, die sich noch gut
an die Band der Dugongs [im Oringinaltitel], die Seekühe erinnern.
Während Scobie als Einpeitscher für Rhetorik-Wettbewerbe inzwischen
Kultstatus an der Schule erlangt hat, läuft Bagsley, den die Jungen im ersten
Band mit vernichtender Liebenswürdigkeit bezwungen hatten, noch einmal kurz und
heftig zu Hochform als Mobber auf. Ismael hatte sich im vorigen Schuljahr
geschworen, sich nicht mehr vor Bagsley zu ducken. Zu seiner größten
Verblüffung bemerkt er, dass er Bagsley, ohne es selbst zu ahnen, verletzt hat.
Auch der schlimmste Mobber der Schule hat offenbar eine verletzliche Stelle.
Ismael und auch Scobie entdecken in diesem Schuljahr, über das Ismael für Miss
Tarango ein Protokoll schreibt, dass es auf diesem Planeten Mädchen gibt.
Leider macht sich Scobie sehr rar, so dass ich äußerst neugierig auf die
Erlebnisse der beiden Helden in der elften Klasse warte. Der früher so
linkische Ismael durchläuft eine erstaunliche Entwicklung, unterstützt durch
seine Lehrerin Miss Tarango. Der Zehntklässler sieht sich inzwischen nicht mehr
nur als Opfer, er lernt, die Perspektive anderer (seines Vaters und seiner
Lehrer) wahrnehmen und er befreit sich im Laufe der Ereignisse souverän von
Razz ungefragten Ratschlägen. Ismaels Vater fällt es nicht leicht, seinen Sohn
nun als "älteren Typen" mit unerwarteten persönlichen Stärken
anzuerkennen. Michael G. Bauer will seine Leser zu einem Perspektivwechsel und
zu einer Neubeurteilung einer Situation anzuregen, genau wie Ismael und sein
Vater es in Bauers Jugendroman tun, berichtet der Autor in einem Interview. Wie
schon im ersten Band gibt auch in "Ismael und der Auftritt der
Seekühe" die Macht der Sprache und der Dichtung den Ereignissen eine
entscheidende Wende.
Band 1:
Nennt mich nicht
Ismael!
Band 3:
Ismael. Bereit sein
ist alles