Der 18jährige Toby wächst ohne Vater bei seiner kaum 15 Jahre älteren Mutter
Iso in einem Londoner Vorort auf. In einer Welt ohne gleichaltrige Freunde
stellt die Liebe zu ihr seinen Lebensmittelpunkt dar. Diese festgefahrene
Beziehung wird eines Tages erschüttert, als Toby merkt, dass seine Mutter einen
Liebhaber hat. Neugierig und rasend vor Eifersucht zugleich, versucht er
herauszufinden, wer diese ominöse Roehm ist, der seine Mutter für sich
einnehmen konnte. Doch Roehms Herkunft und Identität bleiben undurchschaubar.
Und nicht nur das: Auch Toby selbst fühlt sich zu Roehm hingezogen. Seine
sexuelle Präsenz ist allgegenwärtig, auch wenn er nur wenige Male mit ihm
zusammentrifft. Die innige Beziehung zwischen Toby und Iso zerbricht. Es kommt
zum Zerwürfnis, bis beide sich wieder zusammenschließen, als sie erkennen,
welch allumfassende Bedrohung von Roehm ausgeht. Hier wird die Geschichte
allmählich zum Schauerroman. Roehm nimmt mehr und mehr die Form eines alles
beherrschenden Monsters an. Mutter und Sohn finden sich auf der Flucht vor ihm
in den Schweizer Bergen wieder und zumindest Toby merkt, dass sie ihm für den
Rest ihres Lebens nicht entkommen werden können.
Fazit
Wer komplizierte Beziehungen mag und fasziniert ist von menschlichen Abgründen
hat in Patricia Duncker eine Expertin gefunden. Großartig beherrscht sie es,
die androgyne Gefühlswelt eines 18jährigen mit hautnaher Sprache zu schildern.
Vorgeschlagen von Anna Merzbacher
[Profil]
veröffentlicht am 21. Mai 2003 2003-05-21 21:36:20