Der vorliegende Roman ist nach: "Wer hat Angst vor dem Schattenmann"
der zweite Alex-Cross-Roman von James Patterson. Er hat mich leider nicht
überzeugen können. Die Handlung: mehrere Banken werden ausgeraubt. Dabei gibt
es zahlreiche Tote. Deren Tod ist geplant und absichtlich herbeigeführt von
einem brutalen Verbrecher, der sich "Superhirn" nennt. Nach weiteren
Banküberfällen wird eine Sonderkommission gebildet, der Mitarbeiter aus dem
FBI und Polizist Alex Cross angehören. Nach und nach findet er bei seinen
Ermittlungen heraus, dass ein sogenanntes "Superhirn" Banden für die
Überfälle anheuert. Zusammen mit seiner Kollegin Betsey Cavallierre versucht
er, ein "Muster" der verschiedenen Überfälle zu finden und das
"Superhirn" zu schnappen. Dabei werden auch die familiären
Verhältnisse des Detektivs ausführlich beleuchtet, seine Beziehung zu seiner
früheren Frau Christine (bekannt aus: "Wer hat Angst vor dem
Schattenmann") zerbricht, weil sie über die in dem vorherigen Roman
geschilderten Ereignisse nicht hinweg kommt. Und eines seiner Kinder erkrankt
schwer. Hat er da noch Zeit zur Lösung dieses schwierigen Falles? Ja, er hat.
Trotz der familiären Probleme kniet er sich bis zur Besessenheit in diesen Fall
hinein; zusammen mit seiner Kollegin Betsey, der er dabei näher kommt.
Ob er den Fall lösen kann, wird hier nicht verraten.
Inhaltlich ist mir das Buch viel zu grausam geraten. Ja, mir ist klar, dass das
Genre "Thriller" - und zahlreiche Psychopathen-Krimis zeigen dies -
mit brutalen Einzelheiten und Verbrechen nicht sparen. In diesem Krimi wird dies
aber zu sehr ausgewalzt, Gewalt verkommt m.E. zum Selbstzweck. Oder wie kann es
anders gewertet werden, wenn 3-jährige Kinder brutal abgeknallt werden und der
Roman rund 15-20 Leichen zurücklässt? Mich hat diese Brutalität
abgestoßen.
Zweitens ist das Ende zu abrupt geraten. Man versteht die Motive des Killers
nicht. Ist er verrückt? Warum will er sich rächen? Was trieb ihn zu seinen
Taten? Wie konnte er den Verdacht auf weitere Personen lenken und was war deren
Rolle in dem Spiel?
Der Roman wirkt "abgeschnitten". Als wenn der Autor entweder ein
Seitenlimit überschritten hätte (die Taschenbuchausgabe umfasst 302 Seiten)
oder am Ende keine Lust mehr hatte, die Motive des Killers aufzuklären. Dies
wäre nachvollziehbar, wenn es sich bei dem vorliegenden Buch um den ersten von
zwei Teilen handeln würde; das Werk figuriert aber als eigenständiger
abgeschlossener Roman. Und dafür bleibt das Ende zu abrupt.
Zum dritten konzentriert sich der Roman zu sehr auf die Action - also die
Beschreibung der Überfälle - und weniger auf die Ermittlungsergebnisse. Diese
beschränken sich auf einen - wie sich im Nachhinein zeigt zwar wichtigen -
Hinweis, doch das dieser kommt, ist reiner Zufall. Eine eigene Denkleistung der
Detektive, eine Art Inspiration, habe ich vermisst.
Fazit
Schade. Denn der Roman ist durchaus spannend geschrieben. Die oben genannten
Schwächen - vor allem in der Glaubwürdigkeit der Handlung - machen ihn zu
keinem guten Thriller. Brutalität und Action alleine ersetzt keine
glaubwürdige Handlung. Ich habe das Gefühl, in einem Action-Film zu sitzen -
und dies ist mir einfach zu wenig.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 10. Mai 2009 2009-05-10 00:01:44