"Jungs im Abseits" wurde von Dr. Leonard Sax verfasst, einem
Kinderarzt und Entwicklungspsychologen. Er spricht von Jungen, die trotz hoher
Intelligenz lieber Computerspiele spielen, als sich für die Schule
vorzubereiten. Von Jungen, denen es gleichgültig ist, wie erfolgreich sie sind.
Schulerfolg sei nämlich was für Mädchen. Er berichtet von Eltern, die auf
seinen Vorträgen ihre Meinung dahingehend äußern, dass eben in der Schule
alles falsch läuft. Dr. Leonard Sax hat für seine Erkenntnisse mehrere Jahre
lang verschiedenste Schulen besucht und Kinder aus ganz unterschiedlichen
Schichten behandelt. Dabei stieß er auf fünf Faktoren, die immer wieder
ursächlich für den ‚Virus der Gleichgültigkeit‘ zu sein schienen.
Als ersten Faktor beschreibt Sax Schul- und Unterrichtsformen, die nicht auf die
Entwicklungsprozesse von Jungen ausgerichtet sind. Studien belegen die
unterschiedliche Gehirnreifung von Mädchen und Jungen. Die Praxis scheint diese
Erkenntnisse aber nicht in ihre Konzepte aufzunehmen und sich zu verändern. Das
exzessive Spielen von Videospielen ist für Sax ebenfalls ein Faktor. Das
Verschwinden aus der Realität hinein in eine Welt, in der man mächtig ist. Der
Autor gibt an dieser Stelle auch Hinweise für den richtigen Umgang mit solchen
Spielen. Er stellt sich somit gegen ein Verbot und befürwortet ein bewusstes
Spielen am Computer mit Zeitlimit und ohne Verdrängung anderer Aktivitäten, in
denen soziale Beziehungen eine größere Rolle spielen. Als dritten Faktor nennt
der Arzt die medizinische Behandlung von ADHS. Die Anzahl der diagnostizierten
Fälle hat nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland maßgeblich
zugenommen. Die Diskussion, ob Medikamente wie Ritalin gegeben oder andere
Maßnahmen ergriffen werden, schaukelt sich immer weiter nach oben. Durch
Medikamente verlieren Kinder, laut Sax, den Antrieb oder die Motivation etwas zu
leisten. Damit wären wir also zugespitzt gesagt bei ruhiggestellten Kindern,
die keine Lust haben, sich Ziele zu stecken und diese durch Ehrgeiz zu
erreichen. Als vierten Faktor nennt der Psychologe Endokrine Stoffe,
verschmutztes Trinkwasser, Hormone im Fleisch und als eine Folge zum Beispiel,
dass der Körper von Jungen heute weniger Spermien bildet, als das bei
früheren Generationen der Fall war. Er berichtet von männlichen Fischen, die
an einem Fluss in Washington gefangen und untersucht worden. Festgestellt wurde,
dass diese männlichen Fische keine Sperma, sondern Eizellen produzierten.
Zurück zur Motivation: Der Autor stellt fest, dass die dafür ursächlichen
Stoffe auf die Motivation der Mädchen scheinbar keinen Einfluss hatten aber
unsere Jungen immer antriebsloser werden. Inwieweit das zusammenhängt, sollten
Sie selbst nachlesen. Das Ergebnis der genannten vier Faktoren sind Jungen, die
das Hotel Mama genießen und kein Problem damit haben. Und schon sind wir beim
fünften Faktor angelangt. Das Vorbild für die Jungen fehlt in den Familien
häufig. Immer mehr Mütter erziehen ihre Kinder allein und in den Schulen und
Kitas arbeiten ebenfalls hauptsächlich Frauen. Jungen können sich demnach
wenig abschauen. Zum Abschluss bietet Sax ein Kapitel an, indem es
Veränderungsvorschläge zu den einzelnen Faktoren gibt. Ob die Jungen dadurch
antriebsstärker werden?
Fazit
Das Buch ist sehr interessant und verständlich geschrieben, doch fehlt mir an
manchen Stellen der stärkere Bezug auf die Situation in Deutschland, auch wenn
viele Erkenntnisse sicher auch auf die deutsche Lebensweise zutreffen.
Literaturangaben am Ende des Werkes ermutigen zum Weiterlesen und ich kann das
Buch nur empfehlen.
Vorgeschlagen von Romy Bigalke-Kunert
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veröffentlicht am 12. Mai 2009 2009-05-12 17:06:30