Sprache nimmt einen hohen Stellenwert in unserem Leben ein. So ziemlich jede
kommunikative Situation im Alltag läuft über die Sprache. In der
pädagogischen Fachwelt stellt die Sprachentwicklung von Kindern ebenfalls einen
großen wissenschaftlichen Schwerpunkt dar. Für die, in der Praxis tätigen
Erzieher gibt es viele verschiedene Sprachförderprogramme, mit denen sie ihre
zu betreuenden Kinder in deren Entwicklung vorantreiben können. In Berlin gibt
es sogar für jedes Kitakind ein Sprachlerntagebuch, um vor Eintritt der Schule
wichtige, über einen langen Zeitraum gesammelte Erkenntnisse über den
Sprachentwicklungsstand des Kindes erfassen zu können. Was bedeutet Sprache
für den Menschen? Wie entwickelt sie sich? Können Eltern positiven Einfluss
auf die Sprachentwicklung ihrer Kinder nehmen? Wie können sie das? Die Autoren
gehen diesen Fragen auf den Grund.
Wolfgang und Jürgen Butzkamm haben sich daran gewagt die Sprachentwicklung des
Kindes umfassend darzustellen und teilen das Buch dafür in sieben Abschnitte
mit jeweils vielen Unterkapiteln. Im ersten Teil, dem "Vorspiel" geht
es um das ungeborene Kind. Was hört es und wie wirkt das Gehörte auf das Kind?
Warum heißt es eigentlich Muttersprache?
Im zweiten Teil geht es um den "Spracherwerb als Gemeinschaftsarbeit".
Das Kind ist in seinem ersten Lebensjahr auf seine sozialen Beziehungen
angewiesen. Sichere Bindungen und Geborgenheit sind wichtige Faktoren für die
Sprachentwicklung des Kindes. Ebenso die Fähigkeit zu Hören, ohne sie ist
Sprache schwer auszubilden. Im dritten Teil geht es um die
"Weltbemächtigung durch Wörter". Die Welt wird erfahren durch
Wörter und das Kennenlernen ihrer Bedeutungen. Der Sinn von Wörtern wird
hinterfragt. Immer mehr Wörter treten auf, werden aufgenommen und ein
Weiterfragen wird möglich. Eltern sprechen mit Kindern anders als unter
Erwachsenen und stellen sich damit auf die sprachliche Entwicklung des Kindes
ein. Aber wie funktioniert das und wie unterstützen sie damit die
Sprachkompetenz ihrer Kleinen? Im vierten Teil schleicht sich ein Zwischenspiel
ein, das uns verdeutlicht, dass Sprache nicht nur verbal funktioniert. Wie
lernen gehörlose Kinder zu kommunizieren? Wie funktionier der Spracherwerb
trotz einer Sprechlähmung und wie gehören Autismus und Spracherwerb zusammen?
Im fünften Teil beschäftigen sich die Autoren mit der Grammatik. Grammatik,
die sich über Generationen von Menschen entwickelt und die Kinder neu lernen
und dabei vieles erfinden. Der sechste Teil, "die Vielfalt des Lebens und
der Lebenswelten" handelt von den Unterschieden des Spracherwerbs zwischen
Mädchen und Jungen, Geschwistern, Begabungen und Charakteren. Im letzten Teil
können sich Eltern nun die Ratschläge herausziehen, die sie sich erhoffen,
wenn sie solch ein Buch lesen. Hier geht es nämlich um die Förderung der
Sprachentwicklung durch die Eltern.
Fazit
Ein Buch, das dem Leser einen tiefen Einblick in die Sprache und ihren Erwerb
erlaubt. Durch den wissenschaftlich fundierten und zugleich praktisch
orientierten Schreibstil wird deutlich, dass die Autoren sich sowohl theoretisch
als auch praktisch mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. So finden sich am
Ende jeden Teils ausführliche Literaturangaben und im Text werden Beispiele aus
Unterhaltungen mit Kindern dargeboten, die das Beschriebene verdeutlichen und
den Leser immer wieder schmunzeln oder sogar wundern lassen.
Vorgeschlagen von Romy Bigalke-Kunert
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veröffentlicht am 12. Mai 2009 2009-05-12 17:06:30