Um 1500 erfolgten erste Ansätze einer Globalisierung, erste Raubzüge,
Entdeckungsfahrten sowie die Herausbildung von Nationalstaaten. Die Reformation
erwirkte eine Denk- und Mentalitätsrevolution, Glaubens- und Bürgerkriege. Es
beginnen der okzidentale Rationalismus und die Entzauberung der Welt. Die
Politik nimmt eine eigene Rationalität an, deren Zentrum die Frage nach der
eigentlichen Selbsterhaltung des Menschen ist.
Niccolo Machiavelli gehört in diese Zeitperiode. Er ist Begründer der Neuzeit
und politischer Reformbeamter in Florenz. Er setzt den politischen Realismus und
Pragmatismus durch und stellt den Unterschied fest zwischen: "Das Leben
ist" und "Das Leben soll". Sein Fazit: Man solle sich auf den
realen Zustand beziehen und eine pragmatische auf Effizienz ausgerichtete
Politik mit der Selbsterhaltung im Zentrum (autoconservatione) betreiben. Der
"Principe" - der Fürst - ist in Machiavellis Augen
machtpolitikorientiert. Er fragt im vorliegenden Buch - seinem Hauptwerk:
"Was soll der Fürst zum Erhalt seiner Macht und Selbsterhaltung tun?"
Jede aristotelische Teleologie war ihm damit zuwider.
Seit dieser Schrift versteht man in der Politik unter Machiavellismus eine
skeptisch-realistische Anthropologie, die Menschen als weder gut noch schlecht
einschätzt. Bei Bedrohung könne der Mensch immer auch tierische Eigenschaften
annehmen. Fortuna (virtú) sei die wahre Tugend, die bedeutet, daß anhand der
Umstände große Chancen erkannt werden müssen, um Macht zu gewinnen. Es
entsteht der politische Unternehmer, der die Möglichkeiten anpackt.
Es liegt in diesem Buch, das seit dem 16. Jahrhundert Grundlagenlektüre eines
jeden Staatsmannes war, erstmals keine Theorie des Abwartens mehr vor, sondern
eine Theorie der Macht, die durch den Fürsten zu erringen ist. Die Macht wird
zum Mittel überhaupt. Man müsse ihr zuliebe gelegentlich Gewalt gebrauchen,
beherzt zugreifen und alle Gewalt anwenden. Das Ziel Machiavellis ist in Kapitel
26 des "Principe": Errettung vom fremden Despotismus und den Barbaren.
Ein Tapferer mag die Macht ergreifen und Italien befreien.
Die vorliegende Ausgabe des Standardwerkes wurde aus dem Italienischen von
Friedrich von Oppeln-Bronikowski übersetzt. Der berühmteste politische Traktat
der Renaissance analysiert mit schonungslosem Rationalismus die Voraussetzungen
für Erwerb und Erhalt politischer Macht.
Fazit
Die in diesem edlen Band vorliegende Analyse der Politik, wie sie tatsächlich
war und ist, aufgeschrieben vor 500 Jahren, hat an Reiz nichts verloren.
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
[Profil]
veröffentlicht am 29. März 2009 2009-03-29 10:47:58