Kais Großmutter waren von Anfang an die Kräfte nicht geheuer, die Kai mit
Hilfe seiner neuen Flöte in dieser Vollmondnacht entfesselte. Es gelang ihm,
gleich vier kräftige Irrlichter zu fangen und jedes in eine Laterne zu sperren.
Zwergische Händler aus der Großstadt Hammaburg kaufen Irrlichter von den
Irrlichtfängern, damit dort die Straßenbeleuchtung sichergestellt ist. Da
normale Menschen durch Schreie der Irrlichter vom Weg abkommen und sich im Moor
verirren, muss das Fangen der winzigen Wesen von ausgebildeten Irrlichtjägern
erledigt werden, die ihre Ohren vor dem Gang ins Moor sorgfältig gegen die
Schreie verstopfen. Kais Großmutter hätte das Jagdglück ihres Enkels lieber
geheim gehalten. Kai jedoch verplappert sich im Wettkampf mit Rorben, wer von
beiden der bessere Fänger ist, und leiht sein kräftigstes Irrlicht
notgedrungen für das jährliche Sternschnuppenfest in seinem Dorf Lychtermoor
aus. Nach einem unheimlichen Überfall skelettierter Seeleute auf Kais Dorf und
die heimatliche Mühle landet Kai schließlich als Zauberlehrling beim winzigen
Meister Thadäus Eulertin in Hammaburg. Hammaburgs Honoratioren erhoffen sich
von Eulertin Unterstützung im Kampf gegen die Nebelkönigin und Hexe Morgoya,
die Hammaburg als Brückenkopf für die Beherrschung des gesamten Kontinents
begehrt. Dass die von Morgoya angestrebte Herrschaft über das Nordmeer die
Geschäfte der Hafenstadt ernstlich zu beeinträchtigen droht, kann sich jeder
leicht ausmalen.
Kai hat offensichtlich Probleme, seine magischen Kräfte im Zaum zu halten und
muss sich zunächst bei Eulertins Hausdiener Quiiintss einer Behandlung mit
Gewitter-Egeln unterziehen. Der schalkhafte Quiiintss gehört zur Gattung
Poltergeist und wabert mitten durch Türen und Wände. Meister Eulertin pflegt
auf dem Federkiel einer Gänsefeder heranzuschweben, um in seiner vollgestopften
Magierstube das kreative Chaos der Flaschen, Tiegel und Schriftrollen mit Hilfe
einer winzigen Wünschelrute zu durchforsten. Noch ehe Kai genug Zaubersprüche
gepaukt und alle Folianten Eulertins studiert hat, müssen Meister und Schüler
dem Hammaburger Stadtrat im Kampf gegen Morgoya zur Seite stehen. Eulertins und
Kais Wege führen in ein verrufenes Stadtviertel jenseits der Elbe, das dem
Stadtrat als Hort der Gesetzlosigkeit ein Dorn im Auge ist. Das Viertel ist
Zuflucht für Flüchtlinge aus Albion geworden und beherbergt nicht nur Piraten,
sondern auch angesehene Lotsen, ohne die der Seehandel der Stadt nicht auskommen
kann. Schließlich lernt Kai unter Eulertins Einfluss seine magischen Kräfte,
wie auch seine Gefühle, zu kontrollieren und in die richtigen Bahnen zu lenken.
Ein Magier muss sich im Zaum halten können, damit er nicht unvorsichtig wird,
prägt Eulertin seinem Schüler ein.
Kais Begegnungen mit winzigen magischen Wesen lässt Thomas Finn im ersten Band
seiner Chronik der Nebelkriege (
Band 2,
Band 3) vor der vertrauten Kulisse norddeutscher Moore und der
Stadt Hamburg spielen. In Kais Welt finden sich mit den Irrlichtern aus dem Moor
oder Wichteln aus den "Harzenen Bergen", die im Hafen als Lademeister
tätig sind, zahlreiche Verbindungen zu deutschen Märchen und Sagen. Zu diesen
vertrauten Sagen-Gestalten gehören Klabautermänner und berüchtigte Piraten.
Das fantastische Hammaburg blickt auf eine eigene Geschichte zurück, die Zeit
der Kaiserreiche und der Schattenkriege, und bietet uns ein sorgfältig
austariertes Wirtschafts-System aus Handel und Handwerk. In Hammaburg gehen die
Geschäfte ihren geordneten Gang und erhalten durch eine Prise Magie den letzten
Schliff. Zu Meister Eulertins Alltagsgeschäften gehört u. a. die Befreiung
kleiner Handwerksbetriebe von lästigen magischen Schädlingen. Als Meister
seiner Zunft nimmt der Winzling wie andere Handwerksmeister an den
Stadtratssitzungen teil. Kai trifft während seiner Ausbildungszeit bei Eulertin
nicht nur auf einen Elf in der Gestalt eines reisenden Gauklers, dessen Volk von
Morgoya drangsaliert wird, er lernt auch, sich in der Welt der Windgeister und
Naturgewalten zurechtzufinden.
Band 2:
Der eisige
Schatten
Band 3:
Die letzte Flamme
Fazit
Thomas Finn tauft seine sagenhaften Gestalten jeder Art und Größe mit recht
trockenem Humor und Sinn für listige Anspielungen. Kampfszenen fügt der Autor
ein, ohne dass seinen Lesern das Blut aus dem Buch entgegen tropft. "Das
unendliche Licht" bietet Fantasy-Liebhabern aller Altersgruppen
Unterhaltung auf hohem Niveau, ausgestattet mit einer Fülle gekonnt
gezeichneter Figuren, schräger Artefakte und detailreich ausgestatteter
Schauplätze.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 12. März 2009 2009-03-12 15:18:10