Felix und seine Schwester Feline haben eine Blumenzwiebel in einen Topf
gepflanzt. Die Kinder überlegen, was die Zwiebel braucht, um zu wachsen und was
das Wachstum der Zwiebel stören könnte. Abbildungen in einem Buch bringen
Felix, der schon zur Schule geht, auf die Idee, das menschliche Gehirn sei
einer Zwiebel ähnlich. Felix und Feline überlegen, welche Nahrung die
menschliche Gehirnzwiebel benötigt. Die Kinder kommen von allein auf die Idee,
dass das Gehirn beschäftigt werden möchte und dass Angst das Lernen behindern
kann. Umgekehrt muss demnach unserer Gehirnzwiebel bei ihrer anstrengenden
Tätigkeit helfen, wenn wir Vertrauen und Unterstützung erfahren. Als Feline
den Blumentopf zu heftig gießt, entdecken die Geschwister gemeinsam mit Kindern
aus der Nachbarschaft eine Verbindung zwischen der Überschwemmung im zu heftig
gegossenen Blumentopf und einer Reizüberflutung des Gehirns. Felix und Feline
beobachten den Wachstumsprozess von der Blumenzwiebel bis zur Blüte einer
kräftigen blau blühenden Wunder-Pflanze. Die kleinen Forscher sind
konzentriert bei der Sache und entwickeln ein Gespür für die Bedürfnisse
ihrer Pflanze.
Der zweite Teil des Buches richtet sich an erwachsene Leser. Felix Vorstellung
vom zwiebelförmigen Gehirn stammt aus einem Sachbuch über Gehirnforschung, in
dem die Bereiche Stammhirn, Limbisches System, Grosshirnrinde und Präfontale
Rinde, sowie das "Betriebsklima" als Schichten-Modell dargestellt
sind. Der kurze Text vermittelt, wie das Begreifen funktioniert, wie Neugier
und Entdeckungsfreude sich erst entfalten können, wenn das kindliche
Bindungsbedürfnis erfüllt wird. Der Hirnforscher Gerald Hüther erläutert
Felix und Felines Forscherverhalten und zeigt auf, welche Entmutigungen und
inneren Einstellungen die kindliche Lust am Lernen fördern oder verkümmern
lassen. Deutlich weist der Autor darauf hin, dass nicht Förderprogramme kluge
Kinder garantieren, sondern Erwachsene zunächst ein Betriebsklima schaffen
müssen, in dem Kinder Neugier und Freude am Lernen entwickeln können.
"Gehirnforschung für Kinder" regt an, selbst ein Erziehungskünstler
zu werden, der kindliche Hirnzwiebeln zur Entfaltung bringt.
Fazit
Hüther/Michels Buch wirkt durch Umschlaggestaltung und Illustrationen zunächst
wie ein Kinderbuch zum Thema Gehirn für Kinder vom Kindergartenalter an.
Tatsächlich beschäftigen die Kinder sich mit dem Pflanzenwachstum und leiten
zu einem Sachtext zu kindlichen Grundbedürfnissen über, der sich an erwachsene
Leser richtet. Felix und Felines Erforschung der Blumenzwiebel lässt sich zur
Einführung in Kindergartenprojekte ideal als Vorlesegeschichte einsetzen. Für
Grundschüler sollte der Text in Leseanfänger-freundlicherer Schrifttype
gedruckt sein. Wie Felix allein Gehirn und Zwiebel verknüpfen konnte, bleibt
unklar, da das im zweiten Textabschnitt abgebildete Schichtenmodell nicht
zwiebelförmig ist. Der Textteil für erwachsene Leser zeigt prägnant, was
Kinder wirklich brauchen und macht das Buch zu einem idealen Geschenk für
Eltern und Erzieher.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 09. März 2009 2009-03-09 08:33:33