Wer war Tut-ench-amun? Es war der jugendliche Sohn und König der 18. Dynastie
(1552-1070), der die Sonnenreligion seines Vaters Amenophis IV., genannt
Echnaton, wieder aufgab, seine Resident von Amarna nach Memphis verlegte und mit
etwa 18 Jahren starb. Sein Tod leitete eine Zeit der Unruhe ein, er und sein
Nachfolger Eje (Aja), aus dessen Sicht der spannende Thriller erzaehlt wird,
galten als Ketzerkönige. Nachfolger Haremhab bezeichnete seine Vorgänger kurz
als "Ketzerkönige" und ließ vermutlich die Erinnerung an seine
Vorgänger auslöschen.
Um den Tod des Echnaton und des Tut-ench-amun rankt dieser Krimi. Er basiert auf
fiktiven Aufzeichnungen eines Ägyptologen, der sie bei Ausgrabungen gefunden
hat und nun als "erste Detektivgeschichte der Welt" der erstaunten
Öffentlichkeit vorstellt.
Großwesir Eje, Vater der Pharaonengattin Nofretete, wird von dem jugendlichen
Tut aufgefordert, den Mörder seines Vaters, des umstrittenen Pharao Echnaton,
zu finden. Hat er innerhalb von sieben Tagen den Täter nicht entdeckt oder die
Folter angewandt, so ist es um Leben und Karriere des Großwesirs geschehen.
Eje, der auch in Harembab einen als ritterlich geschilderten Rivalen um die
Gunst des Herrschers besitzt und in der undurchsichtigen Nofretete keine
Fürsprecherin findet, ermittelt wie ein klassischer Detektiv mit dem Rücken
zur Wand. Gelingt es ihm, den wahren Täter zu finden und Tut ench Amuns
Forderung zu erfüllen?
Dieser Krimi ist unwahrscheinlich spannend geschrieben, historisch hervorragend
recherchiert und mein historischer Lieblingskrimi. Er erinnert zwar stark an
Werner Bergengruens "Der Großtyrann und das Gericht" (welches der
Autor jedoch nicht kennen dürfte), fasziniert vor allem jedoch durch seine
Authentizität und seine Fähigkeit, die Welt des "Alten Ägypten" dem
heutigen Leser anschaulich zu machen. Dieser erfährt - fast nebenbei -
zahlreiche historische Fakten und Bräuche dieser faszinierenden Hochkultur.
Hinterher hat er auch eine Erklärung für den so plötzlichen und
überraschenden Tod des jugendlichen Pharao.
Es gibt zahlreiche Romane über das alte Ägypten. Das Schicksal Tut-anch-Amuns
wird auch, wenn auch meines Erachtens bei weitem weniger spannend, bei Anton
Gill: "Der Tod des Pharao" behandelt.
Der vorliegende Kriminalroman nimmt aufgrund des spannenden Erzählstils, der
glaubwürdig gezeichneten, plastisch dargestellten Charakere, der Kunst,
fiktivem Geschehen aufgrund gut recherchierter historischer Fakten einen hohen
Grad an Authentizität zu vermitteln sowie des gelungenen Plots meines Erachtens
eine Sonderstellung unter historischen Kriminalromanen ein. Wer sich - angeregt
durch dieses Buch - weiterhin für den "Fall" Tut-anch-amun
interessiert, der sollte zu dem Buch von
Bob Brier: "Der Mordfall
Tutanchamun" greifen, welches 2001 im Piper-Verlag als Taschenbuch
erschienen ist.