Weltweit gibt es etwa 6 Millionen Freimaurer und dies zu erwähnen hat nichts
mit Verschwörungstheorie zu tun, sondern mit einer Tatsache und einem Orden,
dessen Wirken das vorliegende Buch anspruchsvoll mit auch anderen Orden unter
die Lupe nimmt. Der Ursprung des Wortes "Freimaurer" wird vermutet im
Terminus "Steinbildhauer" und "Bauplaner", die gegenüber
anderen Handwerkern anspruchsvollere Arbeiten durchführten. Damit nicht genug.
Das Buch untersucht die Differenzierung der Arten von vielen weiteren
Geheimgesellschaften, trennt wahre Aktionen und Ziele von mysteriösen
Anstrichen. Es geht damit sehr ausgewogen an die spannende Frage heran und
erkennt den Riten von Orden eine Bedeutung zu, die auch schon der
Religionswissenschaftler Eliade sah: Initiationen und Riten sind
allgemeinmenschliche Phänomene. Interessant ist die enthaltene Liste derer,
welche zu den Freimaurern gehörten: Allende, Armstrong, Churchill, Fichte,
Goethe, Herder, Knigge, Wayne, Rosevelt, Trueman - die Damen ließen sich sehr
weit fortsetzen. Dazu aber lese man das Buch.
Seit den Mysterienbünden der Antike haben geheime Gesellschaften Eingeweihte
und Außenstehende fasziniert. Geheimgesellschaften galten als Orden, wurden
verehrt oder gefürchtet. Wichtig ist also die Trennung von Fakten und
Spekulationen, die das Buch gut absolviert. Die vorliegende kulturgeschichtlich
orientierte Übersicht behandelt die Facetten des Themas exemplarisch. Dabei
kommen viele kulturelle Aspekte des Themas anhand konkreter Beispiele zur
Sprache: Wie interagieren sie mit ihrer kulturellen, sozialen und religiösen
Umwelt? Inwiefern werden sie zum Gegenstand gesellschaftlicher Hoffnungen,
Utopien, aber auch Befürchtungen und Unterwanderungsängste?
Trotz der unübersehbaren Produktion an populären Werken ist die Zahl
seriöser, wissenschaftlich verantworteter Monographien denkbar gering. Dieses
Buch schließt damit eine Lücke. Der Autor zeigt sich durchaus nicht als
Sympathisant einer Gruppe, sondern arbeitet als Religionswissenschaftler, der
hofft, neben einer allgemeinen Übersicht auch Informationen zu bieten, die auch
solchen Lesern weniger vertraut sind, die schon manches der zahllosen Bücher
zum Thema gelesen haben. Es geht hier also oft nicht um "wahr" oder
"falsch". Was Menschen glauben und praktizieren - und die betreffenden
Menschen selbst - sind Gegenstand kulturwissenschaftlicher Arbeit, nicht die
Wahrheit ihrer Überzeugungen. Damit geht das Buch für seine Branche einen
guten Weg. Es behandelt indogermanische Männerbünde, Geheimbünde für Frauen,
die Pythagoreer als Urbild der idealisierten Geheimgesellschaft mit ihrer
Läuterung zum Zwecke des sittlichen Aufstiegs und vertieft weiter die
Mördersekte "Thuggee" oder den Ku Klux Klan, der in den 20er Jahren 5
Millionen Mitglieder hatte und die Werte der amerikanischen Südstaaten zu
bewahren versuchte. Aber auch Geschichte der "Schwarzen Messe", die
ihren Ursprung im französischen Hof 1679 bis 1682 hatte und dort einer
dekadenten Ästhetik und ihrem Sinneskitzel diente, bleibt nicht unerwähnt.
Dies ist kein Enthüllungsbuch, denn die realen Geheimbünde, Mysterienkulte und
Orden mit Arkandisziplin und ihrem kulturwissenschaftlich sichtbaren Einfluss
sind auch an und für sich interessant, nicht nur als Gegenstand
gesellschaftlicher Projektionen und aus Sensationslust. Die Auswahl ist
exemplarisch und in gewissem Maße auch willkürlich. Das ist freilich bei einem
Buch deutlich begrenzten Inhaltes nicht zu vermeiden und macht auch nichts.
Daher verwundert es nicht, daß jedes Kapitel Literaturangaben, bei denen der
Schwerpunkt auf seriösen Arbeiten und Quellen liegt, enthält. Wird die
Weltgeschichte als chaotisch erlebt, neigt man leicht dazu, böse Orden im
Untergrund zu vermuten.
Fazit
Dennoch: Das Buch zeigt einen wissenschaftlichen und dennoch spannenden Weg auf,
sich dem Thema zu nähern.
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
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veröffentlicht am 25. Januar 2009 2009-01-25 11:34:54