Saudade ist ein herunter gekommener Ort, in dem sich viele gescheiterte
Existenzen nieder liessen. Der Grund ist eine rätselhafte Zone, die direkt an
den Ort anschliesst. Vor Jahren öffnete sich ein Spalt im normalen
Raum-Zeit-Kontinuum und vernichtete die Hälfte des Ortes. In dem Gefüge, dass
sich nun in mehr oder weniger festen Grenzen auf dem erdfernen Planeten
manifestierte, gelten andere Naturgesetze. Menschen können nur bedingt eine
Weile bestehen. Ihr Alterungsprozess verschnellert sich drastisch oder fallen
seltsamen Krankheiten zum Opfer, für die keine Heilungsmöglichkeiten bestehen.
Dieses Risiko gehen Glücksritter aller coleur gerne ein, hoffen sie doch,
seltene Artefakte zu finden. Damit kann man nicht nur viel Geld verdienen,
sondern auch eine Menge Unheil anrichten. Daher ist nicht nur der Besuch der
Zone verboten und unter Strafe gestellt, sondern auch lebensgefährlich.
Einer der Abenteurer die sich zu diesem lebensgefährlichen Übertritten in die
Zone bekennt ist Vic Serotonin. Vic hat ein Problem, dass sich Paulie DeRaad
nennt. Ihm verhökerte eines dieser Artefakte und nun ist der Schwarzhändler
dabei sich körperlich und geistig zu verändern. Klar, der Schwarzhändler ist
von dieser ungewollten Veränderung seines Lebens nicht begeistert und will Vic
an den Kragen. Dem nicht genug ist der Ermittler Lens Aschemann auf den Fersen
um ihn zu überführen. Das stört Vics neuen Auftrag. Er soll Elisabeth Kielar
in die Zone führen, die unbedingt dort ein neues Leben beginnen will. Damit
nicht genug verliebt er sich auch noch in seine psychisch labile Auftraggeberin.
Zudem wächst die Zone und in ihrem Inneren geschehen seltsame Dinge. Vics
Mentor Emil Bonaventura war angeblich bis in den Mittelpunkt der Zone
vorgedrungen und Vic will mit Hilfe dessen Aufzeichnungen einen Weg dorthin
finden. Elisabeth begleitet und Aschemann verfolgt ihn.
Fazit
Wer Zukunftsromane wie die Space Opera eines David Weber, einer Elisabeth Moon
oder Lois McMaster Bujold erwartet wird enttäuscht. Wer auf die
Landser-im-Weltraum Geschichten von Battletech / Mechwarrior oder Warhammer
40.000 steht, hat ebenfalls Probleme. Auch die Autoren wie Heinlein, Asimov oder
Dick und die Cyberpunk-Romane der 80er Jahre sind kein Vergleich. Michael John
Harrison beschreibt eine eher triste bis melancholische Zukunftswelt. Seine
handelnden Personen sind alle miteinander Anti-Helden, die beim Leser auf wenig
Sympathie stossen. Sei es der Ermittler Lens Aschemann, auf der ständigen Suche
nach den Mördern seiner Frau, oder der mutierende Paulie DeRaad. Keine der
Personen wirkt als Identifikationsfigur. Mit dem vorliegenden Buch, das in der
gleichen Welt wie Licht spielt, aber keine direkte Fortsetzung darstellt, halten
wir eher experimentelle Science Fiction mit lesenswerten Ansätzen in den
Händen. Günstig wäre es jedoch, Licht gelesen zu haben, denn viele hier
verwendete Begriffe gehen auf Licht zurück. Michael John Harrison beschreibt
eine fremdartige Welt in seinem Roman Nova Swing, wie er im Original heisst.
Aber er erklärt sie nicht. Er stellt den Leser vor die Wahl lesen und sich
darin einfinden oder nicht lesen und das Buch aus der Hand legen. Letztere Leser
werden sich dem Buch nie wieder nähern. Aus der Sicht seiner Handlungsträger
betrachtet ist alles logisch und man hält sich nicht damit auf, die bestehende
Welt zu beschreiben. Dafür bleibt dem Leser viel Platz für eigene
Vorstellungen.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 20. Januar 2009 2009-01-20 07:02:46