Ist Ihre Waschmaschine weiblich oder männlich? Ich hätte schwören könne,
dass Waschmaschinen weiblich sind; denn nicht nur unsere, sondern auch die
Wasch- und Geschirrspülmaschinen unserer Nachbarn hören auf altgediente
weibliche Namen wie Emma oder Minna. Mark Kuntz Waschmaschine ist eindeutig
männlich, sie heißt Emre. Kuntz' Beziehung zu Emre liefert seinem Roman die
Rahmenhandlung, die Skizze eines Programmschalters zeigt über jedem Kapitel
den Stand der Handlung an. Der Ich-Erzähler stellt eines Tages fest, dass er
sich seine persönliche Work-Life-Balance ganz anders vorgestellt hat und
kündigt seine Arbeitsstelle. Mit seiner berufstätigen Ehefrau und zwei Kindern
lebt der frisch gebackene Freiberufler und Hausmann in einer BWG, einer
Beziehungs-Wohngemeinchaft, erweitert zu einer Beziehungs-Wohngemeinschaft mit
Kindern. Der Traum, nun jeden Morgen lange schlafen zu können und nachts all
die großartigen Projekte ausarbeiten zu können, zu denen der junge Vater
bisher nicht gekommen war, ist schnell ausgeträumt. Um die Konstanten "die
Frau geht morgens pünktlich zur Arbeit", "das Kind muss um 15.00Uhr
aus dem Kindergarten abgeholt werden" herum geschieht in der Zweisamkeit
mit Waschmaschine Emre wenig. Die Hausmann-Tätigkeit findet ihr Ende, als
Schwager Ricky um Hilfe in seiner Augsburger Firma bittet. Und wieder gerät die
Work-Life-Balance aus dem Tritt, als der Erzähler aus Hamburg auf Montage in
den Süden reist. Bei seiner Rückkehr muss der Icherzähler sich der Frage
stellen, ob der moderne Mann und die emanzipierte Frau es generell miteinander
aushalten können, exakter welche Zukunft die gemeinsame Beziehung hat.
Kuntz' (
Die richtige Frau,
Der letzte Raucher) Icherzähler bestätigt offenbar die
ungeschriebene Regel, dass ein Mann, auch wenn er nur wenige Monate seine
Kinder versorgt, darüber ein Buch schreiben wird. Kuntz lässt seinen Erzähler
die Rolle als Partner und Vater in Ansätzen reflektieren und beschreibt einige
rührende Vater-Sohn-Szenen. Erinnerungen an die Zeit mit den namenlosen Kindern
mäandern ohne chronologischen Entwicklung zwischen Babyalter und Gegenwart hin
und her und zeigen das Bild eines distanzierten Vaters.
Fazit
Die kurzen Texte in gerade passender Länge bieten leichte Unterhaltung. Mit
der Figur des Ehemanns der "richtigen Frau", die nicht beim Namen
genannt wird, und seinem Praktikum als moderner Mann und Vater bin ich dennoch
nicht recht warm geworden.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 16. Januar 2009 2009-01-16 10:16:36