Theresia Jarkowitz, genannt Sia, ist die gute Seele eines Leipziger
Krankenhauses. Sie steht denen bei, die in ihren letzten Stunden nicht allein
sein sollten. Angst vor dem Tod hat sie nicht, denn dazu hat sie ihm zu oft ins
Gesicht blicken müssen. Viele halten sie für einen Engel, doch niemand weiß,
wer sie wirklich ist. Denn Sia ist nicht nur der Engel der Sterbenden, sondern
auch ein Todesengel, der sich an illegalen Kämpfen beteiligt, die über das
Internet in alle Welt übertragen werden. Nach dem Tod eines kleinen Mädchens
und einem siegreichen Kampf, beginnt Sia ihre Geschichte aufzuschreiben. Sie
beginnt 1670 und erzählt von der kleinen Scylla, die in die dunklen
Machenschaften der Kinder des Judas verwickelt wird, einem mächtigen Bündnis
von Wissenschaftlern - und Vampiren!
"Kinder des Judas" ist der erste große Vampirroman von Markus Heitz.
Wie schon bei seinen Werwolfswerken "Ritus" und "Sanctum"
hat er auch hier reale Ereignisse aufgegriffen und diesen einen neuen
Hintergrund gegeben. Auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt Markus Heitz
die Geschichte von Sia. Ausgangspunkt des Romans sind die Akten über die
Geschehnisse von Madvegia, die noch immer im Wiener Hofarchiv lagern. Dem Autor
ging es neben einer spannenden Geschichte auch darum, die Vielfältigkeit von
Vampiren zu zeigen, die in Romanen und Filmen meist zu kurz kommt. Dieses
Konzept geht jedoch nur bedingt auf. In der ersten Hälfte ist es vor allem der
Erzählstrang im 17. Jahrhundert, der den Leser fesselt. Langsam wird die kleine
Scylla von ihrem Vater in die dunklen Geheimnisse eingeweiht. Dieser Part weiß
absolut zu überzeugen. Die Kapitel, die im heutigen Leipzig spielen bieten zwar
viel Action, können den Leser aber nicht wirklich fesseln.
Im zweiten Teil wechselt dieses Verhältnis, denn jetzt zieht sich der Part, der
im 17. Jahrhundert spielt, sehr zäh in die Länge, während der Erzählstrang
in der Gegenwart durchaus zu gefallen weiß. Insgesamt hätte man das gut 700
Seiten starke Buch um ein Drittel kürzen können. Sehr überzeugend gelingt es
Markus Heitz dagegen zu zeigen, wie real die Angst der Menschen vor den Vampiren
damals war.
Fazit
"Kinder des Judas" hält nicht ganz, was er verspricht. Zwar schafft
es Markus Heitz dem Thema Vampire eine neue Seite abzugewinnen, jedoch
vermindern einige langatmige Passagen etwas den Lesespaß.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 22. Dezember 2008 2008-12-22 21:15:03