Helmut Schmidts Werk: "Außer Dienst" ist eine würdige Bilanz eines
außerordentlichen Staatsmannes. Dabei äußert er sich zu zentralen Problemen
unserer Zeit. Er verweist auf die Wichtigkeit von Verlässlichkeit und Vertrauen
in der Politik. Deutsche sollten aus ihrer Geschichte lernen und sich auch
künftig mindestens dreier entscheidender Lehren aus dieser Geschichte bewußt
zu bleiben: der Hypothek der Judenvernichtung, der bleibenden Aufgabe guter
Nachbarschaft zu den uns umgebenenden Nationen und der gleichfalls bleibenden
Aufgabe einer verlässlichen Balance zwischen Bund und Ländern (S. 143). Eigene
Fehler - etwa die Fehlprognosen in der Rentenpolitik 1976, dem Nachgeben in der
Lorentz-Entführung gesteht Schmidt unumwunden ein.
Deutschland stehe vor neuen Herausforderungen in Europa aber auch in Bezug auf
die Herausforderungen der Globalisierung. Auch in diesem Buch geht er mit dem
sogenannten "Raubtierkapitalismus" scharf ins Gericht.
Nun sind die Feststellungen Schmidts nicht neu. Sie sind in früheren
Publikationen und in seinen journalistischen Artikeln und Beiträgen in der
Wochenzeitung "Die Zeit" ausführlich geäußert worden. Auch wirkt
sein Schwanken in der Frage, ob "deficit Spending" und keynianistische
Wirtschaftsrezepte richtige Antworten in der heutigen Finanz- und
Wirtschaftskrise darstellen, nicht immer konsistent.
Insgesamt jedoch zeigt sich das Buch eines Politikers, der viel zu sagen hat,
über moralische Grundlagen und Maßstäbe verfügt - seine Vorbilder sind nicht
umsonst Kant, Popper oder Mark Aurel - und immer das eigene Gewissen als höchse
Instanz anmahnt.
Fazit
Insofern insgesamt ein faszinierendes Buch - über die reine Tagesaktualität
hinaus. Für mich daher eines der wichtigsten Bücher dieses Jahres 2008.
Unbedingt lesenswert.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 17. Dezember 2008 2008-12-17 20:27:16