Rockstars haben schon immer eine Macke, das kennen wir aus dem täglichen Leben,
folgt man den üblichen Boulevard-Blättern. Auch Autor Joe Hill nimmt sich des
Themas als Autor an und gibt seinem Helden eine sehr seltsame Macke an die
Hand.
Jude Coyne, seineszeichens ein alternder, fast fünzigjähriger Rockstar
sammelt Makabres. Und was er nicht alles sein eigen nennt. Er hat ein
Sündenbekenntnis einer als Hexe verbrannten Frau, das Kochbuch eines
Kannibalen, einen Totenschädel, eine Henkersschlinge und anderes mehr. Um aber
seinem makabren Sammelleidenschaften die Krönung aufzusetzen, lässt er im
Internet seinen Assistenten einen Geist ersteigern. Das hört sich schon
ziemlich morbide an. Aber es kommt noch besser, als er in einer schwarzen
Herzschachtel den Anzug des Toten erhält. Und mit diesem Anzug auch den Geist.
Tausend Dollar für einen Geist, das ist doch nicht der Rede Wert, oder? Wenn es
nicht der Rede Wert wäre, hätten wir aber jetzt keinen spannenden Roman. Denn
der Tote, oder besser der Geist ein gewisser Craddock McDermott, hat alles extra
eingefädelt. Es geht nämlich um Anna, der Stieftochter von McDermott und das,
was der Rockstar Jude ihr antat.
Der Rockmusiker hat verspielt, um bei dem Gleichnis zu bleiben. Für ihn
beginnt ein Horrortrip und McDermott bleibt nicht der einzige Geist, der ihm die
Flötentöne beibringen will. Jude Coyne macht sich mit seiner Freundin Georgia,
einem Gothic-Fan, auf den Weg, um bei der Tochter des Toten, im sonnigen
Florida, Hilfe zu finden. Georgia eigentlich Marybeth und ehemalige Stripperin,
trägt den Namen Georgia, weil Jude allen seinen Gespiellinnen den Namen ihres
Heimatlandes als Spitznamen verpasst. Der Rock-Groupie ist erst mehr als
schönes Beiwerk zusehen. Mit dem Fortschreiten der Handlung entpuppt sich das
Betthäschen aber als hilfreiche Stütze. Nicht nur, weil sie durch ihre
Grossmutter ein wenig Erfahrung mit Geistern hat. Die Verkäuferin des Geistes
war die Schwester der depressiven Exfreundin, die Jude irgendwann aus dem Haus
geworfen und sie sich umgebracht hat. Und nur der Tod von Jude Coyne kann die
Schmach rächen.
Wer der Meinung ist, die Zeit der Geistergeschichten ist seit E. T. A. Hoffmann
vorbei, der irrt. Joe Hill überzeugt den Leser rasch des Gegenteils, obwohl er
alle Vorlagen alter Geistergeschichten erfüllt. Die Erinnerung an die Zeiten
der Romantik werden mit der unheimlichen Atmosphäre hoch und in Ehren gehalten.
Die Idee, einen Geist per Internetversteigerung dem eigenen Haushalt zuzufügen
ist dabei der Tribut an die heutige Zeit.
Fazit
Mir gefällt besonders, wie Joe Hill seine Figuren aufbaut. Hatte ich erst
befürchtet, einen Abklatsch seines Vaters Stephen King zu lesen, musste ich
mich schnell eines Besseren belehren lassen. Jude ist ein Mensch mit guten wie
auch schlechten Charaktereigenschaften. Er schafft es nie, der strahlende Held
zu sein und ich hatte auch nie den Eindruck, dass der Autor es darauf angelegt
hätte.
Blind (blöder Titel, wer kam nur darauf?), eigentlich Herzförmigeschachtel,
ist kein Gruselroman, sondern eindeutig eine Geistergeschichte. Im Laufe der
Handlung verliert sich jedoch der Einfluss und weicht mehr einer abenteuerlichen
Geschichte. Leider muss man sagen, denn es gibt Stellen in dem Buch, etwa mit
Grossmutter Bammys Schwester, die den Gruselfaktor hoch halten.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 17. Dezember 2008 2008-12-17 06:42:43