Der Tunnel mit dem Untertitel Das Licht der Finsternis ist ein Erstlingswerk der
beiden Autoren Roderick Gordon und Brian Williams. Es ist der erste Roman der
beiden überhaupt, aber auch gleichzeitig der erste Band einer Trilogie.
Darunter geht es heutzutage wohl nicht mehr.
Roderick Gordon und Brian Williams folgen einer alten Tradition und erzählen
eine Geschichte, die im Untergrund der Welt spielt. Sie greifen die
Hohlwelt-Theorie auf, ohne sie als solche zu benennen. Sie folgen dabei Autoren
wie Jules Verne mit seiner Reise zum Mittelpunkt der Erde oder Neil Gaiman mit
seinem Neverwhon und anderen mehr. Auch die Erzählung Die Schöne und das Biest
oder Tom Beckers Darkside - Die Schattenwelt sei erwähnt. London bietet sich
dabei als Ausgangspunkt sehr gut an. Nicht nur wegen seiner sehr früh
errichteten Kanalisation, sondern auch die tief im Untergrund liegende U-Bahn,
bieten die Möglichkeit den Untergrund zu erkunden.
Der Arbeiter Terry stürzt bei Abrissarbeiten in einen tiefen Schaft, wo er
durch ein Fenster in einer Tür in eine andere Welt blicken kann. Wahnsinnig vor
Angst geht er nach hause, wo man ihn für verrückt hält. Kurz darauf ist Terry
verschwunden.
Archäologe und Museumsdirektor ohne Angestellte, Dr. Burrows erhält Besuch
von einem seiner Stammbesucher. Oskar, so heisst der alte Mann, besitzt eine
seltsame Glaskugel. Sie ist mit einer seltsamen Flüssigkeit gefüllt, die um so
heller strahlt, je dunkler die Umgebung ist.
Will Burrows, der mit seinem albionischen Aussehen immer auffällt, ist ein
begeisterter Schatzgräber. Damit tritt er in die Fussstapfen seines Vaters Dr.
Burrows. Heimlich steigen sie in Keller, verlassene U-Bahn-Schächte und Tunnel,
um nach Artefakten der Vergangenheit zu forschen. Der Vater ist ein unbekannter
Forscher, der immer nur Handlanger-Jobs ausführen darf, während die anderen
das Lob und den Erfolg einheimsen. Mit dem schlecht bezahlten Posten eines
kleines Stadtteilmuseums muss er sich zufrieden geben und seine Frau und seinen
Sohn mit dem bischen Geld durchbringen. Wills Mutter ist auch nicht gerade der
Ausbund an Fröhlichkeit mit der Angewohnheit den ganzen Tag vor dem Fernseher
zu hocken. Sie hat sich in sich zurück gezogen und kümmert sich kaum noch um
ihren Mann und noch weniger um ihren Sohn und ihre Tochter. Daher kommt es, dass
der Vater mit dem Sohne auf Schatzsuche gehen. In den Tiefen Londons finden sie
nicht nur ihre Bestimmung sondern auch alte Dinge die in der viktorianischen
Zeit durchaus unscheinbar wirkten, aber in der Neuzeit gefragte Antiquitäten
sind.
Dr. Burrows findet bei seinen Grabungen im Londoner Untergrund etwas, was es
gar nicht geben sollte. Doch erhofft er sich mit der Veröffentlichung seines
Fundes, endlich den ihm zustehenden Ruhm zu erlangen. Selbst seinem Sohn verrät
er keine Einzelheiten. Eines Tages verschwindet Wills Vater und selbst die
Polizei kann sich nach wochenlanger Suche auf das spurlose Verschwinden keinen
Reim machen. Lediglich der elfjährigen Schwester Rebecca, die sich um den
Verbleib ihres Vaters, wie auch die Mutter, keine Gedanken macht, geht es
besser. Sie wirkt als Einzige der Familie recht normal, zumal sie diejenige ist,
die den Haushalt erledigt.
Will, der in dem an Neurodermitis leidenden Chester seinen einzigen Freund
fand, macht sich mit ihm auf die Suche nach seinem Vater. Dr. Burrows hatte Will
kurz vor seinem verschwinden eine seltsame Kugel gezeigt, die mit dem
Verschwinden des Vaters ebenfalls unauffindbar ist. Die Kugel hat dabei die
seltsame Eigenschaft, je heller zu glühen, desto dunkler es wird. In der Tat
finden die beiden nicht nur Hinweise, denen sie in aller Heimlichkeit nachgehen.
Ihr handeln bleibt jedoch nicht unbemerkt. Vermummte Männer beobachten sie und
nur mit Mühe gelingt es den beiden ihren Verfolgern zu entgehen. Die Männer,
die selbgst dann Sonnenbrillen tragen, wenn die Sonne nicht so stark scheint und
mit den grossen Hüten fallen natürlich auf. Das Gefühl etwas Verbotenes zu
tun, auf ein Geheimnis gestossen zu sein, setzt Energien frei, die die beiden
Jungs nutzen um weiter zu forschen. Sie graben daher an einer Stelle, die vorher
von Wills Vater benannt wurde. Bei ihren Aktivitäten finden sie einen Durchgang
in eine wunderliche, unterirdische Welt, die sie nicht erwarteten. Eine Stadt
unter der Stadt, in einer riesigen Höhle. Ein Ort den die beiden nie
erwarteten. Die Kolonie unter der Erde erweist sich für Oberweltler als sehr
gefährlich. Die Menschen, auf die sie treffen, sind nicht gerade freundlich zu
den Oberweltlern, die scheinbar an ihrem Geruch erkannt werden können. Chester
und Will werden eingefangen und eingesperrt. In Verhören müssen sie ihren
Wärtern Antworten geben, die sie zum Teil nicht kennen. Gleichzeitig erfährt
Will von seinem Vater, der ebenfalls in der unterirdischen Kolonie verblieben
ist. Auch nicht freiwillig. Das Schlimmst für die Jungs ist wohl der Umstand,
dass jeder der einmal hier ankam, nie wieder nach oben darf. Herrscher des
Ganzen sind die Styx. Der Fluss der griechischen Unterwelt ist gleichzeitig ein
Synonym für diejenigen, denen alles zu gehören scheint und eine unbarmherzige
Regentschaft ausüben.
Plötzlich tauchen zwei Menschen auf, die behaupten Wills wahre Verwandte zu
sein. Er wird von ihnen aus dem Gefängnis geholt. Will schwört seinem Freund
Chester, ihn ebenfalls aus dem elendigen Loch, Gefängnis genannt, zu holen.
Aber vorerst folgt er seinem angeblich wahren Bruder. Es gilt die Geheimnisse
der Styx aufzudecken.
Fazit
Das Hörbuch ist vielfältig und liebevoll gestaltet. Die Schachtel besteht
nicht etwas aus Kunststoff, den ich nicht gern sehe, sondern aus einer schön
gestalteten Pappschachtel, die das Titelbild des Buches übernommen hat. Die
CD's selbst sind in Kunststoffhüllen verpackt, die, zumindest in meiner
Ausgabe, an den Nahtstellen aufplatzen. Ansonsten ist die Ausstattung mit dem
zusätzlichen Informationsmaterial gut gelungen.
Andreas Fröhlich ist den Hörbuchfans sicherlich bekannt. Seine Stimme kennt
man aus den Abenteuern der Drei Fragezeichen, Inspektor Wallander oder Die drei
Musketiere. Er versteht mit seiner Stimme den Figuren Leben einzuhauchen wie
etwa Damien in Omen oder als Ethan Hawke im Club der toten Dichter, doch klingt
bei ihm Erschrecken ziemlich ähnlich einem erfreuten Ausruf. Seine langjährige
Erfahrung lässt die Zuhörer mitfiebern, wenn es darum geht, der Erzählung zu
folgen. Die Stimmung des Hörspiels sorgt dafür, dass man gar nicht aufhören
möchte zuzuhören. Wenn man doch unterbrechen muss, findet man auf den CD's in
regelmässigen Abständen Punkte, an denen man technisch wieder einsteigen kann,
im englisch Track genannt. Besser geeignet ist im Buch jedoch das Leseband.
Beim Buch sieht es etwas anders aus als beim Hörspiel. Es ist wesentlich
ausführlicher als ein Hörbuch sein kann. Tunnel ist eine fesselnde Geschichte,
der man die Erzählfreude des Autorengespanns anmerkt, aber auch, woher sie ihre
Ideen bezogen. Dabei folgen sie im Grossen und Ganzen den Gesetzen eines
Jugenbuches, bei dem sie ohne jeglichen "zauberhaften Brimborium"
auskommen. Keine Magie und Zauber, keine seltsame Wesen und keine Handlungen die
nicht logisch sondern mit Magie erklärt werden müssten. Die Geschichte ist
eine ganz normale Erzählung. Vor allem ist es nicht das hundertausendste
Waisenkind, dass die Welt retten muss. Manchmal habe ich als Leser den Eindruck,
es gibt heutzutage nur noch Waisenkinder. Dabei wird aus der einfach
strukturierten und sehr geradeaus geschriebenen Erzählung ein kleines
Wunderwerk. Die Erzählung erschien zuerst im Selbstverlag, bis ein Verleger
darauf aufmerksam wurde. In Verbindung mit den Handlungsträgern, meist
Aussenseiter der Gesellsschaft, erweist sich die Handlung alsbald als gar nicht
mehr so einfach. Sie bleibt in vielen Dingen vorhersehbar. Haupt- wie
Nebenfiguren zeigen plötzlich neue Eigenschaften die der Geschichte eine neue
Richtung geben können. Leider hat das Buch den Nachteil, dass es tatsächlich
nicht in sich abgeschlossen ist. Der letzte Satz auf der letzten Seite lautet:
"Sie war noch nicht fertig."
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 12. Dezember 2008 2008-12-12 10:26:48