Die Königsmörder-Chronik 1. Band
Wir lernen Kote kennen, der Wirt eines kleinen Gasthauses, in dem er den Rest
seines Lebens verbringen will. Dabei ist er gerade einmal Mitte zwanzig, sieht
mit seinem faltigen Gesicht älter aus. Seinem Gehilfen Bast erklärt er, er
wäre Wächter einer Karawane gewesen, der einen Pfeilschuss abbekommen hat. Ein
dankbarer Händler hätte ihm das Geld für dieses kleine Wirtshaus aus
Dankbarkeit gegeben. Sein Leben ändert sich, als ein Fremder in sein Wirtshaus
kommt und ihn als Kvothe erkennt. Einen Mann, der so gut singen konnte, dass
der Besucher als Kind Rotz und Wasser geheult hat, so ergreifend wäre dessen
Lied gewesen. Selbst die Pflastersteine wären zersprungen. Zuerst bleibt Kote
bei seiner Geschichte, nur ein Wirt zu sein, doch schliesslich erklärt er sich
bereit, seine Geschichte zu erzählen, verlangt aber dafür drei Tage. (Daher
kommt auch der amerikanische Originaltitel). Und aus Kote, dem freundlichen und
zurückhaltenden Wirt wird Kvothe.
Kvothe kam als Kind von fahrenden Künstlern auf die Welt. Seither kam er mit
Schauspielern, Jongleuren und anderen fahrenden Künstlern in Kontakt und lernte
viel von ihnen. Kein Geheimniss blieb vor ihm sicher und er lernte jeden Trick
und jeden Kniff, der ihm gezeigt wurde und manchen der ihm nicht gezeigt wurde.
Er lernte die Schauspielerei und die Liebe zur Musik kennen. Eines Tages
schliesst sich der fahrenden Truppe ein Mann an, der als Zauberer und Magier
seine Tricks vorführt. Von ihm lernt er das ganze arkane Wissen kennen. Er
lernt alles über die Geheimnisse der Kräuter und die Anwendung. Das gleiche
gilt für alle anderen Substanzen, die für Tränke und Pulver verwendet werden.
Der Zauberer kennt den wahren Namen des Windes und kann ihm daher befehle geben.
So wie jeder, der den wahren Namen der einzelnen Dinge und Lebewesen kennt, kann
er diesen befehligen. So lebt der Junge behütet ohne sich um sein Leben
kümmern zu müssen. Das sorgenfrei Leben endet mit einem Überfall der
Chandrians. Die dämonischen, unsterblichen Lebewesen galten als Sagenfiguren
und wurden gemeinhin als Kinderschreck eingesetzt. Kvothe lernt die andere Seite
der sagen kennen, den wahren Kern, der überall darin steckt. Das Leben des
fahrenden Volkes wurde durch die Chandrians ausgelöscht und lediglich Kvothe
kann fliehen. Er überlebt zuerst im Wald, dann als Bettelknabe in der
Küstenstadt Tarbean. Endlich gelingt es ihm, an der Universität aufgenommen zu
werden. War ihm schon als Junge das Wissen fast zugeflogen, so nimmt er das
Wissen an der Universität auf, wie ein trockener Schwamm Wasser aufsaugt. Der
Antrieb für seinen Lerneifer ist die Rache. Er schwor sich, den Tod seiner
Eltern zu rächen. An der Universität lernt er wieder die Schönheit der Musik
und das Lautenspiel lieben und entwickelt sich zu einem wahren Meister. Weil ihm
scheinbar alles wie von selbst zufliegt, hat er ein übersteigertes bis an
Arroganz grenzendes Selbstbewusstsein. Das sorgt zudem dafür, dass er immer
wieder die Grenzen der Universitätsregeln überschreitet. Als eine Art
Lieblingsschüler wird ihm viel verziehen.
Trotzdem geht ihm auch einiges schief. Er will mit einer Teersorte arbeiten,
ist jedoch nicht sorgfältig genug und bringt nicht nur sich sondern auch Fela
und andere in Gefahr. Glück im Unglück kommt Fela mit weniger Verletzungen aus
und Kvothe wird auch keinerlei bleibende Schäden behalten.
Fazit
Warum erwähne ich gerade diese Szene wird man sich fragen? Nun, sie steht für
jede andere Szene. Kvothe erzählt in Ich-Form, wie es ihm ergangen ist und in
einer solchen Szene wird vieles deutlich. Eine Erzähltiefe, in der man sich
lebhaft vorstellen kann, wie die Räumlichkeiten aussehen, was dort geschieht,
wie er Leben rettet, das er selbst verschuldet in Gefahr brachte, dass er nicht
der strahlende Held ist und vieles mehr. Patrick Rothfuss gelingt mit wenigen
Worten etwas zu erzählen, wo andere Autoren fast einen ganzen Roman
bemühen.
In der letzten Zeit habe ich wirklich viele Romane gelesen, wo Kinder als Waise
oder Halbwaise aufwachsen und aus Rache die halbe Welt umkrempeln. Es gibt
genügend Roman, die eigene Welten aufbauen, wo sich unglücklich verliebte
Frauen in den Helden vergucken, wo andere Frauen schnelllebig den Helden schöne
Augen machen oder böse Feinde ihm das Leben schwer machen. Ja es gibt genug
davon und mehr als einmal habe ich gesagt. Jetzt reichts. Trotzdem bin ich bei
diesem Buch dabei geblieben, habe mir eine Nacht um die Ohren gehauen, weil ich
nicht zu lesen aufhören wollte. Dabei enthällt dieser Roman all die Dinge, die
jeder andere Fantasy-Roman ebenfalls sein Eigen nennt. Sehr gut gefiel mir, dass
Patrick Rothfuss seine Welt nicht in allen Einzelheiten darlegte. so bleibt
Platz für die eigene Phantasie und der Leser begleitet den Ich-Erzähler um so
lieber. Gleichzeitig setzt er mit einer leicht oberflächlich erscheinenden
Beschreibung ein tiefes Gefühlsleben der alles beherrschenden Erzählfigur
vorraus und vertieft es mit jeder weiteren Beschreibung. Patrick Rothfuss
lässt sogar die Stille lebendig werden.
Ich habe jetzt, da ich die Buchbesprechung geschrieben habe, keine Ahnung was
andere Leser über das Buch denken oder Rezensenten geschrieben haben. Nur eines
ist sicher. Hätte ich die Möglichkeit, einen Fantasy-Preis zu vergeben, so
wäre dieses Buch des Autoren Patrick Rothfuss mein einziger Favorit.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 28. November 2008 2008-11-28 09:23:47