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Craig Russell: Wolfsfährte

Wolfsfährte

von Craig Russell
Verlag: Ehrenwirth Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-431-03697-8

Preis: 2,13 Euro bei Amazon.de [Stand: 23. November 2024]
Als in Hamburg-Blankenese ein junges Mädchen tot aufgefunden wird, hoffen Hauptkommissar Jan Fabel und sein Team zunächst, dass nun ein mehrere Jahre zurück liegender Vermisstenfall aufgeklärt werden kann. Damals war dem Haupt-Verdächtigen eine Beteiligung am Verschwinden des vermissten Mädchens nicht nachzuweisen gewesen. Als kurz darauf eine weitere Tote gefunden wird, deuten die Indizien auf einen Serientäter hin, der die Körper seiner Opfer auf perfide Art misshandelt und sie den Ermittlern anschließend wie in einem Szenario aus einem deutschen Märchen präsentiert. Der Literatur-interessierte Fabel stößt zufällig auf das Buch eines Literaturwissenschaftlers, das den Ermittlern Hinweise zu den Märchen-Motiven geben könnte. Während der Täter immer neue Opfer aus den unterschiedlichsten Milieus öffentlich drapiert, entwickeln die Nachforschungen der Ermittler sich zu einem spannenden Wettlauf zwischen herkömmlichen Ermittlungsmethoden und der Suche nach einem Hinweis auf Täter oder Motiv im Buch des Literatur-Wissenschaftlers Gerhard Weiss.

Craig Russell hat den Schauplatz seines ambitionierten Plots ausführlich recherchiert, doch es gelingt ihm über die mechanische Nennung von Hamburger Stadtteilen hinaus nicht, die besondere Atmosphäre der Stadt für seine Leser lebendig werden zu lassen. Fabel stammt aus einer Kleinstadt an der Nordseeküste und kam erst als Erwachsener nach Hamburg. Die Chance, Hamburg aus Fabels Perspektive zu zeigen, vergibt Russell leider völlig. Hinweise auf spektakuläre aktuelle Mordfälle in Deutschland wie den Fall Meiwes, den U-Bahn-Schubser oder die Geschichte der besetzten Häuser in der Hafenstraße demonstrieren zwar die Belesenheit des Autors, sind für den komplexen Fall jedoch völlig nebensächlich und unterbrechen den Spannungsbogen unnötig. Das Ermittlerteam - belastet mit den in Krimiserien üblichen Beschwernissen kriselnder Partnerbeziehungen und noch nicht endgültig überwundenen traumatischen Erlebnissen im Polizei-Dienst - wird nur sehr oberflächlich charakterisiert. Die unterschiedlichen Temperamente, der Reiz verschiedener Mundarten, das tägliche Frotzeln zwischen Städtern und Zugezogenen am Arbeitsplatz - bei Russell leider völlige Fehlanzeige. Dass Fabel mit seinen ostfriesischen Kollegen nach Russells Vorstellung Frysk spricht, die zweite Amtssprache der niederländischen Provinz Friesland, statt Ostfriesisch, Saterländisch oder Plattdeutsch ist ohne nähere Begründung sehr unwahrscheinlich. Russells Schilderung des sozialen Hintergrunds der Opfer erschöpft sich in Klischees, für Familienbeziehungen stehen ihm ohne Zwischentöne nur die Modelle "gute Mutter" und "schlechte Mutter" zur Verfügung. Leser eines Thrillers über einen Serientäter sind jedoch gerade an differenzierteren Schilderungen der Persönlichkeiten von Verdächtigen, Opfern und Ermittlern interessiert.
Fazit
"Wolfsfährte" hat mit seinem Bezug zu Motiven der Märchen der Gebrüder Grimm das Potential zu einem spannenden Thriller, doch der Autor scheitert daran, sich an das Gebot "Show it, don't tell it!" zu halten. Hamburger oder generell deutsches Lokalkolorit versucht Russell in Klischees und nebensächlichen Details zu vermitteln. Die deutsche Ausgabe des Buches leidet unter einer kaum zeitgemäßen Sprache und mangelndem Sprachgefühl des Übersetzers.
5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne5 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 02. November 2008

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