Die "Reinickendorfer Kriminacht" ist in Berlin bereits ein ‚Muss‘
für Krimiliebhaber geworden. Viele Zuschauer und Zuhörer lockt sie jedes Jahr
in den Berliner Norden, um einem Mix aus Lesung, Musik, Schauspiel, Film und
Fernsehen zu folgen. Seit 2000 wird während dieser Veranstaltung ein
mittlerweile begehrter Preis, der "Berliner Krimifuchs" an Autoren
dieser Szene verliehen. Zum 15. Jubiläum der mörderischen Veranstaltung hat
Horst Bosetzky eine Geschichtensammlung von Autoren herausgebracht, die seit
1993 Lesungen im Rahmen der Kriminacht abgehalten haben. Zu ihnen gehören
beispielsweise Ingrid Noll, Jan Eik und natürlich Horst Bosetzky.
Ingrid Noll, die für ihre Werke bereits mit dem
"Friedrich-Glauser-Preis" und dem "Glauser Ehrenpreis"
ausgezeichnet wurde, tritt hier mit "Fisherman’s Friend" an. Eine
Frau ist mit einem Hobbyangler verheiratet und verliebt sich in einen anderen
Mann. Nun möchte sie ihren Ehemann loswerden und schmiedet einen Plan, der
zunächst nicht aufzugehen scheint. Bei einem ihrer Mordversuche stirbt ein
unbeteiligter Förster und der Schock sitzt ersteinmal tief. Doch die Ehefrau
des Försters meldet sich bei der Hauptakteurin dieser Geschichte und bedankt
sich für diesen unglücklichen Zufall. Die frisch gebackene und zufriedene
Witwe möchte sich gern revanchieren.
Jan Eik wurde für seine schriftstellerischen Leistungen mit dem "Berliner
Krimifuchs" und dem "Handschellen-Preis" ausgezeichnet. In seiner
Geschichte handelt es sich um einen Mann, der mit seiner Ehe ebenfalls
unzufrieden ist. Vor allem stört ihn der Umstand, dass jeden Freitag seine
Schwiegermutter zu Besuch kommt, stundenlang bei ihnen ausharrt, ausgiebig
badet, sich dabei von ihrer Tochter, seiner Ehefrau, waschen lässt und er sie
abends noch nach Hause fahren darf. Während dieser Prozedur stellt die ältere
Dame scheinbar hohe Ansprüche hinsichtlich des Badeschaums, des Schwammes und
der Betreuung durch die Tochter. Selbst an seinem Geburtstag wird er nicht
verschont. Während die Schwiegermutter in der Badewanne liegt, bricht eine
Diskussion der Eheleute über die Ehesituation aus. Die Tochter hält zu ihrer
Mutter, bis diese sie mehrmals in unfreundlicher werdendem Ton zur Hlfe ruft.
Die Ehefrau ist scheinbar ebenfalls nicht zufrieden mit ihrer Rolle als
‚Badefrau‘. Eine kleine Handbewegung der Tochter kann einen körperlichen
Reflex der alten Dame auslösen und sie durch einen plötzlichen
Kreislaufstillstand ertrinken lassen, erklärt der gute Schwiegersohn.
Fazit
Noch 20 weitere Kurzgeschichten laden zum Lesen des Buches ein. Es zeichnet sich
durch eine Auswahl ganz unterschiedlicher Fälle aus, die nicht miteinander in
Verbindung stehen. Spannung und Witz sind die erfolgreichen Komponenten der
empfehelnswerten Krimis in "Tatort Tegel".
Vorgeschlagen von Romy Bigalke-Kunert
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veröffentlicht am 12. Oktober 2008 2008-10-12 17:34:46