Über den männlichen Pubertisten schien längst alles geschrieben zu sein, als
Der dreizehnte Monat die
Leser begeisterte. Über den männlichen Pubertisten schien endgültig alles
geschrieben zu sein, als Hornby mit
Slam einen jugendlichen Skater als
werdenden Vater schuf. Doch in unserer Begeisterung hatten wir die walisischen
Autoren übersehen. Joe Dunthornes 15-jähriger Held Oliver ist überzeugt
davon, dass es mit der Ehe seiner Eltern ohne seine verdeckten Ermittlungen ein
böses Ende nehmen wird. Das Liebesleben der Tates, der Verbrauch von
Verhütungsmitteln, Hygieneartikeln und Antidepressiva unterliegt Olivers
penibler Kontrolle. Im Dienst an der Rettung der Ehe seiner Eltern schreckt
Oliver buchstäblich vor nichts zurück, nicht einmal vor der Anwendung von
Feng-Shui. Der junge Mann ist beunruhigt "vom Klimawandel, von
Abschlussprüfungen und Mädchen". Die Reihenfolge der albtraumhaften
Ereignisse lässt tief in Olivers nicht vorhandenes Liebesleben blicken. Er hat
nicht nur einen Hang zu hypochondrischer Übertreibung, sondern beschäftigt
sich zwanghaft mit Multiple-Choice-Fragen und morbiden Fantasien. Die Gene
seiner warmherzigen, gelassenen Mutter können an Olivers schräger Art nicht
Schuld sein, ist es vielleicht eher das Erbe des Vaters Tate, genannt der
Planungsfetischist? Seit Oliver "Die geheimen Tagebücher des Adrian
Mole" als Schul-Lektüre lesen musste, ist er stark
Adrian-Mole-geschädigt, und perfektioniert das Tagebuch-Schreiben als Mittel
zur Manipulation fiktiver Leser. Als genialer Theoretiker in Sachen Sex
manipuliert Oliver in perfekter Selbstinszenierung seine Eltern und natürlich
die Leser, die sich ständig fragen, ob Oliver seine komplexen Lügengebäude
etwa selbst glaubt. Als Graham, der obskure Träger "vegetarischer
Sandalen", das Interesse von Olivers Mutter weckt, läuft Oliver zu
detektivischer Hochform auf, um das drohende junge Glück unter seine Kontrolle
zu bekommen. Nach einer Reihe tragikomischer Komplikationen schafft Oliver es
dann endlich, sich um sein eigenes Liebesleben zu kümmern: er entdeckt, dass
die rundliche Zoe "nicht ganz unattraktiv" ist.
Fazit
Dunthornes walisische Variante des Pubertätsromans zieht seine Leser in ein
Wechselbad aus peinlichen und zum Schreien komischen Situationen, ehe man sich
erleichtert zurück lehnen kann. Zum Glück passt auf jeden Topf auch ein
Deckel... Einfach Klasse!
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 05. Oktober 2008 2008-10-05 10:26:33