Auf der Suche nach Kelly Dahl
Dan Simmons war bis 1987 selbst Englischlehrer. Aus dieser Sicht ist die
Erzählung Auf der Suche nach Kelly Dahl sicherlich sehr persönlich. Er
erzählt aus dem Leben eines alkoholkranken Ex-Lehrers. In wieweit Simmons
selbst davon betroffen war, ist nur Spekulation. Der Ex-Lehrer wird nach dem
Unfalltod seines Sohnes von seiner Frau verlassen. Dem Mann, der Ich-Erzähler,
wird klar, dass sein Leben so nicht weiter gehen kann. Er beschliesst, seinem
Leben ein ende zu setzen, indem er mit seinem Fahrzeug in eine Minengrube
fährt. Er will keinen Selbstmord mit einer Schusswaffe durchführen, weil er es
den Menschen nicht zumuten will sein Hirn von einer Wand zu putzen oder
ähnliches. Er findet das widerlich. Dummerweise klappt sein vorhaben nicht,
denn er findet sich in einem Traum wieder, der seiner ehemaligen Schülerin
Kelly gehört, deren Vater bei einem Autounfall ums Leben kam. Damit ist
zumindest eine Erzählschleife geschlossen. Als Lehrer, der sehr gern lehrte
aber noch lieber lernte, überträgt er all seine Erfahrungen mit seinen
Schülern und Schülerinnen auf eine einzige Person.
Die verlorenen Kinder der Helix
Wie schon in der Einleitung des Buches, so auch hier noch einmal der Hinweis
darauf, dass die Erzählung in Dan Simmons Hyperion Universum spielt. Das ist
auch schon die positive Eigenschaft. Ansonsten ist die Erzählung mit den von
einer Künstlichen Intelligenz gesteuerten Raumschiffs eher untere Mittelklasse.
Man trifft auf eine Ringwelt um eine rote Riesensonne, allein der Begriff lässt
mich an Larry Niven denken. Die zwei Lebensformen, Sauerstoffatmer und
Vakuumangepasste, haben Probleme mit einem Phänomen, dass in regelmässigen
Abständen ihre Welt heimsucht und zerstört. Ich weiss nicht, wie es anderen
Lesern ergangen ist, aber ich halte das Schriftstück eher für ein Fragment, an
dem geübt wurde und das später einfach fallen gelassen wurde.
Der neunte Av
Pinchas und Petra sind zwei Altmenschen in einer zukünftigen Welt, in der es
Biozeppeline und Kalmarsubs gibt. Dan Simmons lässt allein schon mit diesen
Begriffen der Phantasie freien Lauf. Dabei stellt sich erst langsam heraus, dass
die Altmenschen gar nicht mehr als Originalkörper bestehen, sondern lediglich
eine elektronische Kopien sind.
Mit Kanakaredes auf dem K2
Gary Sheridan, Paul Ando Hiraga und Jake Richard Pettigrew wollen den K2
besteigen, weil sie die Besteigung in der Lotterie gewannen. Aber dann kommen
sie ein paar Tage früher um den Mount Everest zu besteigen. Sie werden jedoch
geschnappt und erhalten plötzlich den Befehl, ein Insekt der Spezies Mantispa
mit dem Namen Kanakaredes. Man erhofft sich einige Aufschlüsse über den
Fremden, der auf der Erde landete. Die Erzählung verbindet eine
Bergsteigergeschichte, wie sie Luis Trenker hätte erzählen können mit der
Idee eines Ausserirdischen in Form eines Insekten. Allerdings, warum sollte der
auf einen Berg klettern?
Das Ende der Schwerkraft
Die letzte Geschichte handelt wiederum von einem alkoholabhängigen Mann, der
diesmal als Autor über das russische Raumfahrtprogramm berichten soll. Auch
diese Erzählung wirkt seltsam unfertig. Als ehemaliges Drehbuch fehlt hier die
Würze einer Kurzgeschichte und Dan Simmons verheddert sich in
Regieanweisungen. Daher bleibt die Geschichte eine Aneinanderreihung von
Kapiteln. Leider.
Fazit
Eine Einleitung ist für mich immer dann interessant, wenn ich
Kurzgeschichtensammlungen lesen kann. Entweder erfährt man mehr über
denjenigen der die Sammlung zusammen stellte oder aber über den Autor, der
seine eigenen Erzählungen beschreibt. Allerdings sollten sich diese
einleitenden Worte auf die Einleitung beschränken. Die Einführungen vor der
Kurzgeschichte selbst empfinde ich eher störend. Allerdings hält sich Dan
Simmons nicht an seine eigenen Worte, wenn ich seine Einleitung lese.
Die Erzählungen sind für einen Autor seiner Klasse, gut genug. Es gibt
allerdings einiges zu bemängeln. Manch eine Erzählung wirkt unfertig, hölzern
oder von der Idee her, schlicht abgekupfert. Trotzdem hätte ich gern gewusst,
wie die Erzählungen im Original gehiessen haben und wann sie veröffentlicht
wurden. Auch wäre ein Hinweis auf den Nachdurck der Festa-Ausgabe angenehm
gewesen. In der Zusammenfassung bleibt mir nur ein: Nicht überall wo Simmons
drauf steht ist auch etwas Gutes drin. Auch Autoren haben ihre Schwächen.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 28. September 2008 2008-09-28 12:49:53