"Wir könnten ja versuchen, Freunde zu bleiben." Mit der üblichen
Beziehungs-Abbruchs-Floskel war die Liebe zwischen Becca und Fabi beendet. Fabi
fragt nicht weiter nach und gibt sich seinem Selbstmitleid hin. Auf einer Party
fotografiert Fabi die betrunkene, nackte Becca mit dem Handy und verschickt die
Fotos an seine Kumpels. Der 16-Jährige ist selbst nicht mehr nüchtern. Doch
nachdem er die Bilder gesendet hat, ist Fabi sofort klar, was für eine blöde
Idee das gewesen ist. Seine Kumpels werden ihren Spaß haben und die Bilder
weitersenden. Becca ist damit an ihrer Schule gestorben und Fabi ebenso. Selbst
wenn Fabi später behaupten würde, die Bilder nicht aufgenommen und nur weiter
geleitet zu haben, wird er völlig bescheuert dastehen.
Was nun tatsächlich passiert, hat Fabi sich in seinen schlimmsten Tagträumen
nicht ausmalen können. Eine unbekannte Person erstattet Anzeige, Polizei,
Landeskriminalamt und Staatsanwältin werden tätig. Fabis Eltern werden
darüber informiert, dass die Ermittlungen nicht wegen der Bilder von Becca
eingeleitet wurden. Fabi wird verdächtigt, an der Herstellung eines
Happy-Slapping-Videos beteiligt zu sein, auf dem ein Jugendlicher von anderen
gedemütigt wird. Die Schulkonferenz tritt in Aktion, ein Handy-Verbot an der
Schule wird verkündet - und schließlich erhält Fabi sogar anonyme Drohungen.
Der 16-Jährige beteuert seine Unschuld und behauptet, Täter und Opfer auf dem
Video gar nicht zu kennen. Fabi sieht sich als Opfer. Opfer sind peinlich, im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen ist peinlich - Fabi fühlt sich in der
Schule wie ein Aussätziger. Noch immer hat Fabi die Angelegenheit mit Becca
nicht geklärt; in diesem Fall ist er unbestritten der Täter. Als die
Ereignisse sich überschlagen, erkennt Fabi, dass auch die Erwachsenen
keinerlei "Plan" haben. Fabis Mutter reagiert hilflos auf die
Ermittlungen. Sie macht sich selbst vor, Fabis Tun und Lassen zu kontrollieren
und will, wie auch die Eltern seiner Freunde, lieber nicht so genau wissen, mit
wem ihr Sohn unterwegs ist. Ahnungslos stehen Eltern und Lehrer den Aktivitäten
der Jugendlichen gegenüber, weil ihnen die technischen Kenntnisse und das
Rückgrat fehlen, um Handy- und Internet-Konsum ihrer Kinder zu kontrollieren.
Fazit
Christian Linker nimmt in seinem spannenden Jugendroman ein brisantes Thema auf
und trifft den Ton Jugendlicher auf den Punkt genau. Der Autor erzählt
schlüssig, wie es unter Jugendlichen zur "Handy-Kriminalität" kommen
kann, wie Jugendliche Mobil-Telefon-gestützt zu Mobbing-Opfern werden. Linker
charakterisiert glaubwürdig Fabis Clique, Zehntklässler die ungezügelt
trinken und rauchen, während ihre Eltern es sich in einer bequemen
Schein-Liberalität bequem gemacht haben.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 22. September 2008 2008-09-22 09:58:41