Jamie hielt mit quietschenden Reifen. Der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf
schoss, war nicht: Den Typen hätte ich fast platt gemacht!, sondern: Das Ding
hätte ich fast platt gemacht.
Das Ding entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein Clown. Und das um zwei Uhr
in der Frühe. Da steht ein hässlicher Clown mitten auf der Strasse und hätte
fast den Katzen und dem Fasan Gesellschaft geleistet, die Jamie bereits
überfahren hatte. Jamie ist nicht nur der Fahrer des Wagens, sondern auch
gleichzeitig der Held der Erzählung. Er ist, gelinde gesagt, der ewige
Verlierer. Sein Job, Diener in einem Club. Die männlichen Clubmitglieder
tauchen in der Regel mit weiblicher Begleitung auf, die durchaus ihre Töchter
sein könnten. In seiner Eigenschaft darf er die Mäntel und Jacken, sowie die
Regenschirme der Honoratioren entgegen nehmen und ansonsten den Mund halten.
Zu hause hat er fast genauso viel zu sagen. Die Männer-WG in der Abbruch-Villa
ist auch nicht gerade zimperlich. Sie fressen ihm die Lebensmittel weg,
hinterlassen ihm verdreckte Räumlichkeiten und sind ansonsten nur lästig.
Lästig sind auch die Clowns. Diese machen regelrecht Jagd auf ihn. Die Villa,
sein zuhause, wird verwüstet, zumindest das, was sich noch verwüsten liess und
nicht schon den Mitbewohnern zum Opfer fiel. Jamie hat wieder einmal Pech. Durch
die Clowns wird er entführt und für den Pilo-Zirkus zwangsweise eingestellt.
Der Zirkus, für den er nun tätig sein wird, ist von ganz besonderer Art. Es
gilt, sich gegen die anderen Mitglieder des Zirkus zu behaupten. Die Welt des
Zirkus ist schon recht abwechslungsreich. Akrobaten, Wahrsager, Kleinwüchsige
und Andersartige, vor allem aber viele Clowns. Jamie will sich weder am Zirkus
noch den eigenartigen Auseinandersetzungen beteiligen. doch mit auftragen der
Schminke auf sein Gesicht, der roten Pappnase und all dem drum herum wird er
schnell zu einem der Ihren. Aus Jamie wird der Clown JJ. Mit der Verwandlung in
einen Clown tritt auch eine Verwandlung seines eigentlichen Wesens ein. Aus dem
ruhigen und zurückhaltenden Mann, der gerne SF-Romane liest, wird ein brutaler
und zynischer Mensch, dem es Freude bereitet, andere zu demütigen. Das
Verhalten seines bösen Ichs, tritt jedoch nur zu Tage, wenn er die Schminke
auflegt. Sein merkwürdiges Verhalten ist jedoch nicht einzigartig. Der ganze
Zirkus ist seltsam. Eine Wahrsagerin zeigt Jamie, wie er gelebt hätte, wäre
der Zirkus nicht zu ihm gekommen. Dieses Leben erscheint ihm nicht gerade
erstrebenswert. Lieber bleibt er Clown und sollte er sich einmal in einer
verfahrenen Lage befinden, dann muss er nur in seine Hosentasche greifen, und
schon findet er etwas, was ihm aus seiner Lage heraus hilft. Doch nicht nur der
Clown JJ hat sein besonders Schicksal. Jeder der anderen beschriebenen
Persönlichkeiten ist mit einem harten Los bestraft. Je nach Aufgabe, die der
australische Autor seinen Figuren übertragen hat, stehen sie im Vordergrund
oder sind nur Hintergrund, mit der Aufgabe, das Buch, die Erzählung, lebendiger
zu gestalten.
Fazit
Jamie steht im Vordergrund der Erzählung. Entweder als der buckelnde Jamie, der
unter den Clubmitgliedern und seinem Chef zu leiden hat. Oder aber als Clown JJ,
der die dunkle Seite von Jamie darstellt. Dabei ist der Roman recht vielfältig,
in den Figuren, atmosphärisch in der Beschreibung und aufregend im Ganzen. Will
Elliott versteht es ausgezeichnet mit seinem Buch zu unterhalten. Allerdings ist
das Ende so gestaltet, dass es durchaus eine Fortsetzung geben kann. Eine
Möglichkeit, die ich jedoch nicht gut heisse.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 11. September 2008 2008-09-11 12:21:20