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Ingrid Noll: Kuckuckskind

Kuckuckskind

von Ingrid Noll
Verlag: Diogenes Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-257-06632-6

Preis: 21,90 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Als die Lehrerin Anja überraschend früh von der Chorprobe heimkehrt, überrascht sie ihren Mann Gernot mit einer anderen Frau. Anja rastet aus, verlässt ihren Mann und versackt fortan in einem mehr als deprimierenden Leben als Sudoku-Junkie. Anjas und Gernots Ehe war ungewollt kinderlos geblieben. Durch die Trennung von Gernot muss Anja sich nun endgültig damit abfinden, dass es für sie mit fast 40 Jahren wohl keinen Traum-Mann und auch kein Traum-Baby mehr geben wird. Anjas Leben erhält noch einmal unerwarteten Schwung, als sie die Einliegerwohnung von Patrick Bernat mietet, dessen Sohn Manuel Anjas Schüler ist.

Als Anjas Kollegin Birgit schwanger aus dem Frankreich-Urlaub zurückkehrt, hat die eifersüchtige Anja nichts besseres zu tun, als ihren Ex-Mann Gernot der Vaterschaft zu bezichtigen. Beschuldigungen und Verdächtigungen eskalieren zu einem undurchdringlichen Chaos. Schließlich drückt Birgits Mann Steffen Anja das Baby Victor wutentbrannt in den Arm, es kommt zu zwei verschwundenen Elternteilen, zwei unterschiedlichen Vaterschaftsgutachten und einem zu Schrott gefahrenen Auto. Nach dem Muster zwei Männer, eine Untermieterin und ein Baby entwickelt sich das Beziehungs-Drama zu einer sommerlichen Idylle mit dem ergrauenden Patrick in der Rolle des rührenden Pflegevaters, dem charmanten Manuel als talentiertem Babysitter und Anja, der ehemals launischen Nervensäge mit "ablaufenden Verfallsdatum".
Fazit
Ingrid Noll hat in ihrer spannenden gesellschaftskritischen Erzählung ein üppig bevölkertes Patchwork-Durcheinander mit meist abwesenden Müttern kreiert, dessen Auflösung die Leser nicht überraschen kann. Die sympathischen Rollen des Buchs sind von Männern besetzt, allen voran der kleine Victor, der im besten Alter ist, um die Herzen aller Leser zu erobern. Anjas überzogen spießige Art stellt die Geduld der Leser auf eine harte Probe. Die drastische Schilderung von unerfülltem Kinderwunsch und der Hoffnung auf spätes Mutterglück kann man als grenzwertig empfinden. Jeder bekommt von Ingrid Noll sein Fett weg - in ihren ersten Büchern die mordenden Alten - nun eben die 40-Jährigen, deren biologische Uhr gerade abgelaufen ist. Noll lästert gnadenlos, doch sie bewertet nicht, gibt lieber Einblick in Motive und Gefühle ihrer Figuren und weckt so Verständnis für sie.
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 16. August 2008

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