Der 12-jährige Tashi lebt in Tibet. Tashis Lehrer Wang ist Han-Chinese und
stammt aus Shanghai. Als Tashi und sein Banknachbar im Unterricht schwatzen,
werden beide streng bestraft. Tashi fühlt sich schon lange ungerecht behandelt,
nur weil er Tibeter ist und beschließt, gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester
Tenzin aus Tibet nach Indien zum Dalai-Lama zu fliehen. Den anstrengenden Marsch
durch die Berge über die nepalesische Grenze bis nach Indien unternehmen Kinder
sonst nur mit Führern, die eine ganze Gruppe begleiten. Die erwachsenen Tibeter
wissen, dass sie selbst in Indien keine Zukunftschancen haben. Nur Kinder werden
aus Tibet nach Indien geschickt, damit sie dort eine tibetische Schule besuchen
können. Tashis Eltern finden sich mit den Fluchtplänen ihrer Kinder ab. Im
Gespräch mit Eltern und Großvater erfahren die Geschwister mehr über den
Konflikt zwischen der einheimischen tibetischen Bevölkerung und den in Tibet
lebenden Han-Chinesen. Tashis und Tenzins Eltern sparen ein paar Vorräte auf
und verkaufen zwei Tiere, um den Kindern etwas Geld mit auf die Flucht geben zu
können.
Ihr Weg führt Tashi und Tenzin zunächst ins Kloster Ganden. Ein hilfsbereiter
Mönch erklärt ihnen, wie sie sich auf ihrer gefährlichen, entbehrungsreichen
Wanderung verhalten sollen. Mit ihren Vorräten auf dem Rücken marschieren die
Kinder durch gefrorenen Schnee, durchqueren Flüsse und klettern über vereiste
Felsen. Damit ihre Flucht nicht entdeckt wird, marschieren sie meistens nachts
und übernachten tagsüber in Höhlen oder im Freien. Tashi und Tenzin treffen
auf bestechliche Polizisten und hilfsbereite Nomaden ehe sie schließlich
Dharamsala erreichen.
Fazit
Aus der sehr ungewöhnlichen Situation, dass zwei Kinder allein aus Tibet
flüchten, entwickelt Iris Lemanczyk eine glaubwürdige, spannende Geschichte.
Die Autorin gibt in ihrem Kinderbuch Einblick in den tibetischen Buddhismus,
vermittelt die harten Lebensbedingungen nomadischer Bergvölker und zeigt, dass
hier nur überleben kann, wer sich auf den Zusammenhalt der Familie und der
Dorfgemeinschaft verlassen kann. Empfohlen ab 10 Jahren.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 21. Juli 2008 2008-07-21 08:12:32