Eine kleine Gruppe von gewöhnlichen Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten
sind die Handlungsträger dieses Romans. Der Schauplatz ist das russische Sankt
Petersburg. Die Menschen besitzen eine Gabe, die sie ganz normal handhaben, als
ob jeder Mensch fähig wäre, eine solche Gabe zu besitzen und anzuwenden. Einer
der Menschen ist in der Lage Lügen zu erkennen, ein anderer besitzt ein
unfehlbares Gedächtnis. Jemand kann den Lebensweg eines Menschen verändern,
ein anderer beherrscht das Reich der Insekten und andere Möglichkeiten finden
sich ebenfalls. Bald werden politische wie auch verbrecherische Kreise auf diese
Menschen aufmerksam und versuchen sie für ihre kriminellen Machenschaften
einzusetzen. Die Politmafia erkennt recht schnell die Möglichkeiten, die sich
ihnen hier bieten.
Der wichtigste Mensch erscheint in der Person des Meteorologen Wadim. Wadim ist
in der Lage, Menschenmassen und ihre Entscheidungen vorherzusagen. Mit diesen
Vorhersagen ist er in der Lage, die Entscheidungen der Menschen zu steuern. Die
Politmafia versucht Wadim einzuschüchtern. Ihnen ist sehr daran gelegen, seine
Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten kennen zu lernen. Seine Möglichkeiten
die Welt zu ändern liegen darin, eine Änderung der Gegenwart durchzuführen
und die sich daraus resultierende Zukunft zu erkennen. Wadim kann aber nur in
die Zukunft sehen, aber keine Änderungen bewusst herbei führen. Die
Änderungen müssen andere veranlassen. Wenn er jedoch in der Lage ist, die
Manipulationen zu steuern, wird er der wichtigste Mann für die Politik. Die
Politik steht in der Person eines Ajatollah. Bei den bevorstehenden Wahlen in
Sankt Petersburg will er die Gouverneurswahl durch de Menschen in seinem Sinn
gelenkt haben.
Mit dem Roman Die Ohnmächtigen stellt uns Boris seinen zweiten Roman seit dem
Tod seines Bruders Arkadi vor. Die Brüder gehörten in der ehemaligen UdSSR zu
den meist gelesenen Autoren, die es auch schafften, international bekannt zu
werden. Ihre phantastischen Erzählungen haben oft einen ironischen Unterton.
Wie auch im vorliegenden Band sparten die Autoren nie mit Sozialkritik. Gerade
in der jetzigen Zeit, wo der Ex-Geheimdienstchef und heutiger Präsident
Russlands, Putin, an der Macht ist, scheint es angeraten zu sein, vorsichtig zu
schreiben. Daher kann ich den deutschen Titel, die Ohnmächtigen, gut verstehen
Fazit
Der größte Teil der russischen Bevölkerung wird sich heute genau so fühlen.
Mit dem Zusammenbruch des alten UdSSR-Regimes schien es eine freier Zeit zu
geben, doch heute muss wieder sehr vorsichtig geschrieben werden. Das zeigt sich
an der Handlung, die diesem Buch zugrunde liegt. Für einige Leser entsteht
sicherlich der Eindruck einer flachen kaum spannenden Erzählung vor sich zu
haben. Werfen wir einen Blick auf Boris Strugatzkis erstes Solowerk, Die Suche
nach der Vorherbestimmung, finden wir den Beginn seines Themas, ohnmächtig der
politischen Macht ausgeliefert zu sein. Gerade die Wissenschaftler und anderen
Intellektuellen erkennen die Gefährlichkeit des freien Wortes wieder. Aus
diesem Grund wird der bestehende Roman als eine Parabel bezeichnet. Wer sich ein
wenig mit der russischen Politik auskennt, wird aber mehr als nur die Parabel
erkennen. Anderen Lesern wird das Land in der Beschreibung des russischen
Wissenschaftlers fremd bleiben. Da fehlt von seitens des Autors doch ein wenig
mehr Beschreibung. Leider bleibt auch Sankt Petersburg etwas farblos. Dennoch,
der Roman ist lesenswert, glänzt mit Ideen und unterschwellig mit Ideologien.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 19. Juni 2008 2008-06-19 12:13:37