Das 3600 BRT Schiff, dass sich durch den Sturm kämpft, ist kein Luxusdampfer,
sondern ein altersschwacher Kahn, der nur wenige Passagiere mit über den Ozean
nimmt. Das schwedische Schiff ‚Gafelborg’ war unterwegs von Kapstadt nach
Rio de Janiero und kämpft sich bereits seit mehr als einem Tag durch den
schweren atlantischen Sturm. Neben der Besatzung kämpfen auch einige Passagiere
mit der See und ihrem Mageninhalt. Der Sturm ist so schlimm, dass das leck
geschlagene Schiff aufgegeben werden muss. Passagiere wie Mannschaft steigt in
die Rettungsboote, ohne wirkliche Rettung in Aussicht. Die Nussschalen tanzen
auf den Wellenbergen, stürzen in Wellentäler und führen sich auf, wie in
einer Achterbahn. Später, als der Sturm sich legte, sitzen sie in einem
riesigen Tangmeer fest. Die Saragossa-See. In diesem verlassenen Teil des
Atlantiks ist es schwer zu leben, und noch schwerer zu überleben. Während sie
auf dem Meer Richtung Südamerika rudern treffen sie wieder auf die
‚Gafelborg’ die entgegen allen Erwartungen nicht gesunken war. Obwohl mit
Schlagseite bestraft, nehmen die Überlebenden das Boot wieder in Besitz und
versuchen die südamerikanische Küste zu erreichen. Doch das ist leichter
gesagt als getan.
Seit Jahrhunderten verschwanden Schiffe in der Saragossa-See. Viele Menschen
haben versucht dort zu überleben, auf kleinen inselähnlichen Gebilden. Die
Nachkommen eines Sklavenschiffes versanken in die Barbarei und überfallen
andere, deren zivilisatorisches Niveau etwas höher liegt und stehlen deren
Frauen. Und die Besatzung der ‚Gafelborg’ trifft nicht nur auf Menschen. In
dieser Situation sollten die Menschen auf dem alten Kahn sich zu einer
verschworenen Gemeinschaft zusammenfinden, die alle nur ein Ziel haben. Doch wie
es bei Menschen so ist. Neid, Eifersucht, Gier und Laster stören dieses
Vorhaben. Und sobald eine Gruppe uneinig ist, ist sie angreifbar von anderen.
Fazit
Dennis Wheatley hielt sich vor allem an zwei Vorgaben. Eine isolierte
Gemeinschaft, die untereinander Streit und Zwistigkeiten austragen und zum
anderen einen unbekannten Fleck auf der Weltkarte, der nicht erforscht ist.
Damit greift er auf erfolgreiche Ideen zurück, die bereits Henry Rider Haggard
oder Arthur Conan Doyle erfolgreich beschrieben wurden. Liest man seinen Roman,
kann man ihn durchaus auch in die Rubrik ‚Seemannsgarn’ stecken. Dennis
Wheatley ist ein hervorragender Geschichtenerzähler. Sein antiquierter Stil und
seine sonderbaren Einfälle sorgen für eine lesenswerte Abwechslung. Zwar gibt
es auch Abschnitte, die dem Fortgang der Handlung gar nicht dienlich sind, aber
trotzdem unterhaltsam wirken. Seine handelnden Personen, Passagier oder
Besatzung, sind ziemlich einseitig und entsprechen den Vorstellungen der Leser.
Alle Personen auf dem Seelenverkäufer schleppen Geheimnisse mit sich, die nach
und nach dem Leser offenbar werden. Weil niemand der beteiligten Personen vom
Leser wirklich zu einhundert Prozent lieb gewonnen werden, ist ein Verlust
selbiger verschmerzbar.
Aus heutiger Sicht ist der Autor, der vor 110 Jahren geboren wurde und vor 30
Jahren verstarb, sicherlich nicht mehr ganz vertretbar. Trotzdem hat sich mit
seinen Romanen eine spannende Unterhaltungsliteratur erhalten, die ich trotzdem
gerne weiter empfehle. Dem Area-Verlag sei an dieser Stelle ein Dankeschön
ausgerichtet, da der Roman seit einigen Jahren vergriffen und höchsten noch auf
Flohmärkten zu finden ist.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 10. Juni 2008 2008-06-10 09:55:09