Die junge Bibliothekarin Jane Kerry führt ein geruhsames Leben als Single. Sie
hat keine grossen Interessen und weil die Mitte zwanzigjährige ein wenig mollig
ist, findet sie sich selbst nicht sonderlich interessant. Sicher, ein Leben ist
ein wenig einsam, so ohne festen Partner, aber immerhin ohne viel Aufregung und
dadurch sehr angenehm. Eines Tages liegt auf ihrem Schreibtisch ein
Briefumschlag vom MOG - Master of Games. Mit dem inliegenden fünfzig
Dollarschein wird sie aufgefordert, an einem Spiel teilzunehmen. Die alte
Verhaltensweise eines Katz und Maus Spiels ist nicht neu. Ob es nun ein
heimlicher Verehrer ist, ein verschrobener Arbeitskollege oder ein Bekannter mit
seltsamen Humor. Jane Kerry beschliesst erst einmal, sich zu beteiligen, weil
ihr das Interesse des Unbekannten schmeichelt. Sie soll einen bestimmten Roman
finden, der einen weiteren Hinweis und einhundert Dollar enthält. Bei einer
weiteren Aufgabe lernt sie den sympathischen und gut aussehenden Brace Paxton
kennen, der ihr auch mit der Aufgabe hilft. Jane ist nicht nur über Brace
erfreut, sondern auch über das Geld, dass sich jedes Mal verdoppelt. Ein wenig
mulmig ist ihr schon, denn der MOG hinterlässt sogar in ihrer Wohnung Hinweise
auf die nächste Aufgabe. Ausser den Aufgaben hinterlässt er keine Spuren, die
den kleinsten Hinweis auf ihn geben. Was als ein ungewöhnliches Spiel beginnt,
ändert seinen Charakter ständig und wird in der Aufgabenstellung immer
gewagter. Da sich bislang nie etwas schlimmes ereignete, macht sie weiter,
obwohl Brace, inzwischen zum Freund avanciert, sie eindringlich davor warnt und
sie bittet, das Spiel zu beenden. Die Steigerung der Aufgaben und der damit
verbundenen Gefahren erfolgt unmerklich. Einer Sucht nicht unähnlich verfällt
Jane dem Spiel und will endlich wissen, wer sich hinter dem geheimnisvollen
Master of Games versteckt. Und, hier wird sie leicht paranoid, ist der
begehrenswerte Brace wirklich der, der er vorgibt zu sein? Es gibt kein zurück.
Je tiefer sich Jane in das Spiel verstrickt, desto gefährlicher werden die
Aufgaben. Und dann kommt der Punkt ohne Wiederkehr. Das Spiel entzieht sich
ihrer Kontrolle. Ihr Spielleiter scheint ein gefährlicher Gegner zu sein, denn
hält sie sich nicht an die Regeln, riskiert sie die Rache des Master of Games.
Im Laufe der Aufgaben hat sich Jane nicht immer an Recht und Ordnung gehalten,
so dass sie aus diesem Grund die Polizei nicht einschaltet. Der andere Punkt ist
viel einfacher, wer würde ihr Glauben schenken?
Jane Kerry ist eine sehr sympathisch dargestellte Heldin, die man (Mann) sehr
leicht zur eigenen Persönlichkeit annimmt und mit ihr mitfiebert, die Aufgaben
zu lösen. Der Leser leidet und hofft, freut sich und trauert mit ihr und mit
jeder Faser seines Seins. Die Beschreibung, wie das Spiel auf sie wirkt, was
ihre Beweggründe sind, daran teilzunehmen und letztlich der Punkt, an dem sie
den Ausstieg verpasst sind unglaublich wirklichkeitsgetreu dargestellt.
Fazit
Vorab sei gesagt, die Reihe Heyne Hardcore ist nichts für schwache Nerven und
das Katz-und-Maus-Spiel, dass Richard Laymon hier aufzieht schon gar nicht. Die
Hardcore Reihe wird vom Verlag nicht stark beworben, zeichnet sie sich doch
durch viel mehr Härte und Gewalt aus, wie übliche Spannungsromane und
Thriller. Das Buch fängt geruhsam an, der Schreibstil entsprechend angenehm
einfach gehalten, die Abläufe der Erzählung betont ausführlich. Was sich
einfach und locker anlässt wird bald zu einem Horrortrip. Zuerst ist man der
Meinung "warum passiert mir so etwas nicht" um bald in "Schwein
gehabt, dass mir so etwas nicht passiert" umzuschlagen. Dabei geht Richard
Laymon nicht gerade sparsam in der Beschreibung mit Blut und Leid um. Das Buch,
das einen durchgängigen Spannungsbogen hat, fesselte mich von Anfang an. Schön
ist, dass hier nicht die reine Gewalt im Vordergrund steht, sondern dass Richard
Laymon, der möglicherweise bei Alfred Hitchcock lernte, ganz bewusst auf den
Nervenkitzel aus Grauen und Schrecken setzt. Doch dann wendet sich das Blatt und
plötzlich befinden wir uns in einer Phase, deren Brutalität nicht zu schlagen
ist. Gut, die beiden Romane Die Insel und Rache sind wesentlich brutaler, doch
besticht Das Spiel mit mehr Psychospielchen behaftet, was mir wesentlich besser
gefällt. Ich denke, Richard Laymon hat hier ganz bewusst Anleihen bei
Psychologen und Therapeuten gesucht und gefunden. Die ganze Art, wie Jane Kerry
beschrieben wird, weist auf einen Menschen in, der einem hohen Suchtpotential
ausgesetzt ist. Die Wahrnehmung verläuft ganz anders und manch eine Stelle in
diesem Buch, die unlogisch erscheint, wird plötzlich erklärlich. Alles in
allem jedoch fesselnde Unterhaltung. Sein bester Roman, von denen, die ich
inzwischen kenne.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 30. Mai 2008 2008-05-30 16:46:12