Lieber Maus ... Lukas schreibt ins Tagebuch seines verstorbenen Bruders Marius.
Die Mutter der beiden Jungen will Marius Zimmer räumen und dabei von ihrem
Jüngsten Abschied nehmen. Lukas ist entschlossen, Marius Tagebuch vor dem Feuer
zu retten, indem er es durch seine Eintragungen in Besitz nimmt. Marius und
Lukas Texte, die Erinnerungen an die gemeinsamen Erlebnisse überlagern sich,
nähern sich einander an. Beide Jungen waren auf ihre Art Außenseiter; das
machte ihre Beziehung zueinander nicht leichter. Die Brüder wollten schon immer
wissen, wen von beiden ihre Eltern lieber hätten. Doch die Mutter war solchen
Fragen mit ihrem sehr eigenen Humor stets ausgewichen. Lukas fragt sich, ob der
verstorbene Marius den Eltern näher war als er selbst.
Mit jeder Seite, die Lukas im Tagebuch umblättert, blättert er weitere
Facetten des Themas Tod auf. Es gibt Witwen und Waisen - doch wie nennt man
jemanden, der seinen Bruder verloren hat? Und was bedeutet der Verlust eines
Kindes für dessen Vater? Tagebucheintragungen weisen auf die ersten Anzeichen
einer schweren Erkrankung bei Marius hin. Mit jeder Seite, die die Leser
umblättern, öffnen sich auch ihnen neue Aspekte im Verhältnis der beiden
Brüder. Lukas sucht und findet im Tagebuch ein Geheimnis, das die Brüder
miteinander teilten. Für Lukas geht es um weit mehr als um Tod und Abschied
nehmen, er muss Frieden mit Marius Ärzten finden und sich der Angst vor dem
eigenen Tod stellen. Endlich kann er sich mit seinen Eltern aussprechen.
Fazit
Ted van Lieshout gibt bewegend Einblick in den Abschied eines 16jährigen von
seinem verstorbenen Bruder. Die Welt der beiden Jugendlichen schildert der
niederländische Autor glaubwürdig und auf hohem literarischen Niveau.
"Bruder" wurde 1999 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis
ausgezeichnet.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 24. Februar 2008 2008-02-24 09:19:56