Sam ist Skater, sein Idol DER Skater Tony Hawk, seine Bibel Tony Hawks
Lebenserinnerungen. Sam und sein wortkarger Freund Rabbit leben für das Skaten.
Auf einer Geburtstagsfeier im Bekanntenkreis von Sams Mutter lernt der
15-Jährige das Mädchen Alicia kennen. Alicias Eltern halten sich für etwas
Besseres und Sam für einen beschränkten Jungen, der keine Zukunft hat. Seine
Mutter ist schließlich erst 32 und in Alicias Kreisen weiß man, was von
solchen Familien zu halten ist. Auf Sams unnachahmlich umständliche Art haben
er und Alicia Sex, ohne die Verhütungsfrage endgültig zu klären. Als sogar
Sams Mutter auffällt, dass die Beziehung der beiden abgekühlt ist, fürchtet
Alicia, schwanger zu sein.
Anstatt zur Klärung gemeinsam mit Alicia einen Schwangerschaftstest zu kaufen,
lässt Sam Alicia vor dem Drogeriemarkt stehen, haut von Zuhause ab und taucht
unter. Sam gibt sich nun intensiven Tagträumen vom Leben mit einem Neugeborenen
hin und setzt sich endgültig damit auseinander, dass seine eigene Mutter als
17jährige Schwangere von Sams Vater sitzen gelassen wurde. Als Sam aus seinen
Tagträumen wieder auftaucht, müssen Alicia und er ihre Schwangerschaft endlich
den werdenden Großeltern beichten. Sams Mutter hielt ihren Sohn schon immer
für einen Oberchaoten, der noch nicht mal für sich selbst sorgen kann; was
Alicias Eltern von Sam halten, kann man sich denken. Obwohl Sam und sie nicht
mehr zusammen sind, entscheidet Alicia sich für das Kind.
Nick Hornby schildert in bewegenden Szenen einen Jugendlichen mitten in der
Pubertät, der im Rekordtempo vom Kind zum Familienvorstand nachreifen muss. Der
Autor erzählt in authentischer Sprache konsequent aus Sams Perspektive. Sams
Erwachsenwerden zeigt sich in der Entwicklung seiner Ausdrucksfähigkeit: der
Umstandskrämer der ersten Seiten wird zu einem jungen Mann, der komplizierte
Verschachtelungen mehrerer Zeitebenen konstruiert. Der vorher ganz vom Skaten
absorbierte Jugendliche denkt über große Fragen wie Liebe, Vaterschaft und
Verantwortung nach. Sam hat - ausgelöst durch eine Broschüre über
Teenager-Schwangerschaften - deutlich die Gefahr vor Augen, dass er wie sein
eigener Vater später den Kontakt zu seinem Kind zu verlieren könnte.
Einfühlung in seine Partnerin und das Baby entwickelt der junge Mann im Laufe
der Handlung nur begrenzt. Die profane Frage, wer den Lebensunterhalt der jungen
Familie finanziert, spart Hornby aus.
Fazit
Slam gibt überzeugend Einblick in Sams Skater-Gedankenwelt und enthält sehr
bewegende Szenen. Durch Sams ausgedehnte Tagträumereien habe ich mich nur
widerwillig gequält. Für jugendliche Leser fehlen mir in Slam deutliche
Bezüge zur Lebensrealität junger Eltern, als zeitgenössischen Roman empfinde
ich ihn als zu oberflächlich.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 17. Februar 2008 2008-02-17 10:15:43