Matt Cruse arbeitet als Steward an Bord des propellergetriebenen Luftschiffs
Aurora. Matts Traum war, wie sein verstorbener Vater als Segelmacher auf der
Aurora zu dienen. Doch für einen Jungen aus einfachen Verhältnissen ist das
nicht möglich. Nicht an Bord der Aurora zu sein, ist für Matt unvorstellbar;
seine Kollegen behaupten, er sei leichter als Luft. Kein Wunder, denn Matt wurde
schon an Bord eines Luftschiffes geboren. Auf der Fahrt über den Pazifikus
beobachtet Matt zwischen Australien und Löwentorstadt aus dem Krähennest, wie
der Heißluftballon Sturmvogel in Luftnot gerät. Zwar gelingt es mit vereinten
Kräften, die Sturmvogel an der Aurora zu vertäuen, doch das Leben des
Ballonfahrers ist nicht zu retten.
In Notfällen beweist Matt immer wieder sein Talent als Segelmacher. Er zeigt
erstaunliches Geschick, sich an der Luftschiff-Hülle abseilen zu lassen und
Lecks an der Außenhaut zu flicken. Doch in der Luftschifffahrt gibt es keinen
Aufstieg durch Bewährung, die Positionen werden nach gesellschaftlichem Status
vergeben. Matt hadert damit, dass niemand seine Talente zu würdigen weiß und
sein Traumjob als Segelmacher-Lehrling an Bruce, den Sohn des Reeders, geht.
Auf einer späteren Fahrt der Aurora nimmt der Zeppelin von einem schnellen
Ornithopter die junge Kate de Vries und ihre Anstandsdame an Bord. Matt entdeckt
zu seiner Verblüffung, dass Kate die Enkelin des Benjamin Molloy ist, des
Mannes, den er damals von Bord der Sturmvogel zu retten versuchte. Molloy
glaubte, Wolkenpanther, eine fliegende Säugetierart entdeckt zu haben. Kate hat
das Logbuch ihres Großvaters genau studiert und sich auf eine Expedition
vorbereitet, um Beweise für seine Entdeckung zu finden. Bisher wollten Zoologen
die Existenz der unbekannten Tierart nicht wahrhaben. Kate lässt sich nicht
davon beeindrucken, dass man zu ihrer Zeit Frauen unschicklich fand, die
schwitzend im Unterholz tropischer Wälder unterwegs waren. Sie überlistet ihre
Anstandsdame immer wieder, um ungestört eigenen Interessen nachzugehen.
Ein Piratenüberfall zwingt die Aurora zur Notlandung auf einer kleinen
tropischen Insel nahe des gefährlichen Sisyphus-Dreiecks. Natürlich müssen
auch Luftschiffbrüchige auf einer abgelegenen Insel stets die Form wahren; die
Passagiere erwarten standesgemäße Bedienung trotz widriger Umstände. So
bleibt die kleine Welt der Aurora-Passagiere übersichtlich wie zuvor -
Hauptsache das Essen schmeckt allen. Kate, die "alles über die Tropen
gelesen" hat, nutzt die Gelegenheit, um unbekümmert die Insel nach
geflügelten Wolkenpanthern zu durchsuchen. Mit Kamera und praktischer Kleidung
ist sie bestens für ihre kleine Expedition gerüstet. Kapitän Walken und seine
Mannschaft plagen sich währenddessen damit, die Aurora wieder startklar zu
bekommen. Um die Versorgung des Zeppelins mit Gas sollen sich Matt und Bruce
kümmern. Zusammen mit Kate geraten beide dabei auf der Insel in eine für alle
Passagiere äußerst gefährliche Situation.
Fazit
Kenneth Oppel hat schon in seiner Fledermaus-Trilogie Luft als Lebensraum und
Handlungsort meisterhaft dargestellt. Leben und Arbeiten an Bord der Aurora
schildert er glaubwürdig und mit Liebe zum Detail. Die geschlossene
Gesellschaft in 300m Höhe wird vom gegensätzlichen Paar Kate und Matt genau
beobachtet und scharfsinnig kommentiert. Mannschaft und Passagiere, die auf
begrenztem Raum miteinander auskommen müssen, bieten Oppel Anlass für manch
spöttische, gesellschaftskritische Bemerkung. Der Autor zeichnet Figuren und
ihre Entwicklung sehr differenziert und kann seine Leser mit der abenteuerlichen
Fahrt der Aurora bis zur letzten Seite fesseln.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 16. Februar 2008 2008-02-16 12:52:03