Das Handwerk des Journalisten will gelernt sein, zumindest, wenn man den
Anspruch vertritt, Qualität zu liefern und nicht die Reproduktion des immer
Gleichen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, kritisch mit eigenen Texten und den
Schriften anderer zu operieren und sich präzise verständlich zu machen. Der
Autor des vorliegenden Buches gibt sich hier als Vertreter des gekonnten
einfachen und damit informativen Stils. Anhand unzähliger Beispiele erläutert
er, wie gutes und informatives Schreiben aussehen sollte.
Daß er Kenner der journalistischen Stilmittel ist, beweisen die Ausführungen,
wie diese Mittel am besten einzusetzen sind. Es geht um direkte Rede (100),
indirekte Rede (106), Interviews in schriftlichen Medien (121) oder spezifische
Techniken des Mithörens und Mitschreibens. (126) Der Anspruch, ein Leitfaden
für die praktische Empirie zu sein, stellt eine besondere Leistung des
vorliegenden Buches dar, denn ihm trägt der Autor Rechnung. Für nahezu jede
denkbare Einzelsituation praktischen journalistischen Schreibens findet der
Leser hier anwendbare und annehmbare Richtlinien und Vorschläge.
Viele Autoren, die regelmäßig Überschriften, Fließtexte, Bildunterschriften
und dergleichen verfassen müssen, können gewiss davon berichten, daß dies
nicht immer so leicht von der Hand geht, wie man meint - selbst für Profis
nicht. Oft fehlt die Zeit am Arbeitsplatz, man bastelt sich Texte zurecht,
bedient sich hier und dort, und merkt nicht, daß Zeitdruck auch
qualitätsmindernd wirkt. Bedeutsam sind vor diesem Hintergrund speziell die
Anleitungen unter der Rubrik "Einstiegshilfen: Zum Lesen motivieren"
(151ff.). Hier geht der Autor u.a. auf die Bilderauswahl und
Bilderunterschriften ein, was derartig ausführlich bisher kaum getan wurde.
Ausgehend von der Frage, was eigentlich journalistisches Schreiben ausmacht,
über die adäquate Auseinandersetzung mit verschiedenen Texten, schlägt er
einen Bogen zu der Problematik, wie man eigene und fremde Texte sinnvoll und
ernst beurteilt.
"Dieses Buch wendet sich an Journalisten und Journalistinnen, die sich mit
der Sprache auseinandersetzen wollen. Es regt anhand vieler Beispiele an, über
den Sprachgebrauch zu reflektieren. Seine Schwerpunkte liegen im Spannungsfeld
zwischen eigenen und fremden Texten, eigenen und fremden Positionen." (11)
Damit ist ein wichtiges Thema abgedeckt, denn journalistische Texte entstehen
tatsächlich zumeist aus fremden Texten, Presse-Erklärungen,
Interview-Antworten oder Textbausteinen. Die im Buch enthaltenen reizenden
Illustrationen und Faksimiles bieten eine gründliche Unterstützung beim Lesen.
Viele Tipps für die verschiedenen Formen der Textkritik (95ff.) - vom
Gegenlesen bis zur Blattkritik - runden das Werk ab.
Fazit
Es ist ein sinnvolles Buch für alle beruflichen und freizeitlichen Schreiber.
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
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veröffentlicht am 10. Februar 2008 2008-02-10 16:01:18