Horst Bosetzky, 1938 in Berlin geboren, absolvierte eine Ausbildung zum
Industriekaufmann bei Siemens. Anschließend studierte er Soziologie,
Psychologie, BWL und VWL. In Bremen war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der
Landesregierung und forschte hier zur Reform der Bremer Verwaltung. Zurück in
Berlin beteiligte sich der Autor an der Gründung der Fachhochschule für
Verwaltung und Rechtspflege in West-Berlin und war hier von 1973-2000 als
Professor mit dem Schwerpunkt Organisationssoziologie und Bürokratieforschung
tätig, in dem er unzählige Artikel und Werke veröffentlichte.
Doch ist er nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Schriftsteller. Seit 1971
publizierte Bosetzky zahlreiche Kriminalromane, Nachschlagewerke über Berlin
und auch eine Familiensaga. Manfred Matuschewski ist der Held der
Familiengeschichte und weist einige Übereinstimmungen mit Horst Bosetzkys
Biographie auf. In den ersten drei Büchern "Tamsel", "Zwischen
Barrikade und Brotsuppe" sowie "Zwischen Kahn und Kohlenkeller"
wird von Ahnen des Manfred berichtet. In den folgenden Büchern, in denen sich
alles um Manfred dreht, stehen die Titel im Zeichen seiner heißgeliebten
Kartoffel: "Brennholz für Kartoffelschalen", Capri und
Kartoffelpuffer", "Champagner und Kartoffelchips",
"Quetschkartoffeln und Karriere" sowie "Küsse am
Kartoffelfeuer".
Im vorliegenden Buch, "Champagner und Kartoffelchips", tritt der Autor
wieder in Ich-Form als "Manfred Matuschewski" auf. Der junge Berliner,
der seine Stadt liebt und dies in jedem Satz deutlich werden lässt, absolviert
seine Lehrjahre bei Siemens. Eigentlich wollte er gern studieren, doch für
seine Eltern ist klar, der Junge müsse erstmal was "Richtiges"
lernen. Ein Neuköllner Hinterhofjunge und ein Studium passen eben nicht
zusammen. Aber nach Ende der Lehre beginnt Manfred eine Hochschuleausbildung und
beendet diese mit cum laude. Nun kann er promovieren. Leider wird eines immer
wieder deutlich: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre". Manfred leidet in
seiner Ausbildung wie auch im Studium. Nichts verschafft ihm die erhoffte
Freiheit und auch nicht die ersehnte große Liebe. Dies alles berichtet Bosetzky
in Verbindung mit historischen Ereignissen wie dem Mauerbau, der für Manfred
ein großer Schock ist und ihm sein geliebtes Paradies Schmöckwitz raubt.
Der Autor beschreibt merklich eine zutiefst persönliche Geschichte, welche sich
zugleich als ausdrücklich westdeutsche, insbesondere Berliner Geschichte
darstellt. Diese wird aus dem Blickwinkel des kleinen Mannes erzählt, der darum
kämpft sich sein Leben aufzubauen. Der Hinterhofjunge Manfred schafft den
Aufstieg ohne sich seiner Herkunft zu schämen. Trotzdem zieht sich die Angst zu
Versagen durch sein ganzes Leben und damit durch das Buch.
Fazit
Horst Bosetzky schreibt mit seinem bereits bekannten Witz und Charme über das
Leben des Manfred Matuschewski und verbindet hier autobiographische wie auch
erdachte und zeithistorische Erinnerungen. Beim Lesen fliegt die Zeit davon und
am Ende des Buches kann man es gar nicht erwarten, die Fortsetzung zu lesen.
Vorgeschlagen von Romy Bigalke-Kunert
[Profil]
veröffentlicht am 07. Februar 2008 2008-02-07 14:19:43