Früher einmal waren Arri und Maira unzertrennliche Freundinnen. In ihren
Geschichten und Phantasie-Abenteuern nannten sie sich Phalandra und Sinistra.
Nach einem Streit hat Maira Arri aus der gemeinsamen Clique
"exkommuniziert" und droht damit, alle peinlichen Geheimnisse
auszutratschen. Arri ist gemäßigte Gothic-Anhängerin und trägt gern Schwarz.
Das Leben der 17-Jährigen scheint hauptsächlich aus Peinlichkeiten zu
bestehen. Sie wurde von ihren Tolkien-begeisterten Eltern Arwen getauft. Als
Tochter eines Eltern-Paars, das sich einst im Tolkien-Club kennen lernte, steht
für Arri fest: kein Verein, keine Rollenspiele, kein Chor. Mit ihrer
frühreifen jüngeren Schwester Isolde und den Epochen-Heften in der
Waldorf-Schule hat Arri Stress genug. Kurz nachdem Arri auf dem Schulhof Oscar
Axelsson kennen gelernt hatte, entdeckt sie im Spiegel ihres Zimmers ihr
Ebenbild in höfischer Kleidung des 15. Jahrhunderts. Arri kann hinter dem
Spiegel Eidolon, das Land des jungen Leonidas, betreten. Leonidas ist ein sehr
anziehender Mann, doch merkwürdig lichtempfindlich, ohne eigenes Spiegelbild -
und Knoblauch mag er überhaupt nicht. In Eidolon wird Arri wieder zu Phalandra,
der Figur ihrer Kindheit.
Im Leben außerhalb des Spiegels hat Arri sich heftig und besitzergreifend in
Oscar verliebt. Oscar wurde bisher völlig von seinen Hobbies absorbiert: er
liest Fantasy, ist Mitglied einer Rollenspiel-Gruppe und stellt Schmuck her.
Arri erkundigt sich eifersüchtig, ob es in Oscars Rollenspiel-Gruppe auch
Mädchen gibt. Dass sich dort "nur Jungs" treffen, beruhigt sie kaum.
Was passiert in einer Beziehung, in der ein Partner ganz für seine
Rollenspiel-Welt lebt? Geht er Kompromisse ein? Kann das Paar gemeinsame
Interessen entwickeln? Arris Mutter sieht die symbiotische Beziehung ihrer
Tochter zu dem merkwürdigen Oscar sehr kritisch. Sie ahnt nicht, dass ein
realer und ein Mann aus einer Parallelwelt um die Gefühle ihre Tochter
konkurrieren.
Fazit
Arwen lebt abwechselnd in der Realität und in einer phantastischen
Parallelwelt. Ihre bissigen Kommentare im realen Leben und die höfische Sprache
hinter ihrem Spiegel bilden einen verblüffenden Kontrast. Die Auswirkungen von
Oscars Rollenspiel-Vernarrtheit auf die junge Liebe beschreibt Inger Edelfeldt
nur am Rande. Obwohl die Ereignisse in der Parallelwelt Eidolon die reale
Handlung stark in die Länge ziehen, ist "Der Bote" eine faszinierende
Liebesgeschichte.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 21. Januar 2008 2008-01-21 09:21:27