Bauern waren schon immer ausgesprochen abhängig vom Wetter und von äußerer
Bedrängnis seitens der Natur. Sie waren deshalb gezwungen, dieselbe genau zu
beobachten und entsprechend präventiv zu agieren. Dabei fielen ihnen gewisse
Regelmäßigkeiten auf, etwa in den Wetterabläufen oder in der Entwicklung von
Obst und Getreide. Gewiß - man meint heute, dies sei kein erstrebenswertes
Leben, viel zu riskant oder müßig. Es ist dies aber trotzdem ein Leben,
welches trotz alltäglicher Bürde ein besonderes Maß an Zufriedenheit und
Eintracht mit der Natur und mit sich selbst in sich bergen konnte. Das dabei zur
Geltung kommende urtümliche Leben behält in gewisser Weise ein dauerhaftes
ungebrochenes Recht in Latenz - bis heute: "Wie oft wurde das Bauerntum als
der eigentliche und ursprüngliche Zustand des Menschen, als das Glück
schlechthin, als das natürliche Leben und als dessen ewige Form empfunden!
Beide Thesen, sowohl die von der Ewigkeit des Bauerntums wie die von seiner
universellen Verbreitung über die Erde sind übrigens anfechtbar, und trotzdem
behalten sie in gewissem Sinne gegen alle Einwände recht." (Hans Freyer,
Weltgeschichte Europas, Sonderausgabe Europäischer Buchklub, 1948, S. 129)
Das vorliegende Buch ist eine Fundgrube alter Bauernweisheit und vereint
Erfahrungen von Jahrhunderten! Man findet Monat für Monat alles Wissenswerte zu
Witterung und Natur, Feld und Garten, Bauernmedizin und Brauchtum. Es ist damit
eine wertvolle Hilfe für alle, die sich am Kreislauf der Natur orientieren
wollen bzw. planen, irgendwann einmal den Asphalt der Städte zu verlassen, um
wieder natürlichen Boden unter die Füße zu bekommen. Das Buch enthält
Schwendtage, Fest- und Namenstagen sowie Tipps für Garten- und Feldarbeit. Auch
bewährte und beeindruckende Rezepte aus der Bauernmedizin laden zu neuerlicher
Anwendung ein. Sie scheinen das abschließend zu lösen, was der Stadtbewohner
krampfhaft mit Solarium, Fitness oder "Wellness" nur als Lösung zu
simulieren vermag.
Die sogenannten Bauernregeln basieren auf langjährig gesammelten Beobachtungen
von Bauern. Ihre Existenz reicht bis in die Zeit vor der Christianisierung
zurück. Generationen von Landwirten und Gärtnern haben alleine durch kundige
Beobachtung der Natur ein immenses Wissen zusammengetragen, daß hiermit
zugänglich gemacht wird: "Der Januar muß krachen, soll der Frühling
lachen." - oder: "Brau nur im März gut Bier, mein lieber Bauer, es
ist gesund und wird nicht sauer." Dabei gibt es auch sogenannte Lostage,
feststehende Tage im Kalender, die nach altem Volksglauben Vorhersagen über die
Wetterverhältnisse der folgenden Wochen und Monate ermöglichen, den
günstigsten Zeitpunkt verschiedener landwirtschaftlicher Tätigkeiten (etwa
Aussaat) bestimmen oder Prognosen über die Ernte erlauben: "Wenn der April
Spektakel macht, gibt es Heu und Korn in voller Pracht."
Die im Buch enthaltenen Verse und Weisheiten der Bauernmedizin repräsentieren
zudem ein Wissen, das auf praktischer Erfahrung beruht und ein Maß an Freiheit
und Selbstbestimmung widerspiegelt, welches man dem Bauern wohl - zumeist aus
Unkenntnis - am wenigsten zuspricht.
Fazit
Dennoch: Selbst wo der Bauer in späteren Jahrhunderten dem Rechte nach unfrei
wurde und es heute angesichts immenser steuerlicher Abgabelast wieder zu werden
scheint, bleibt er in Anbetracht seiner Jahrhunderte alten erworbenen
Lebensweisheiten dem geistigen Wesen nach wohl immer ein voller und freier Mann.
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
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veröffentlicht am 04. Januar 2008 2008-01-04 15:30:42