Lisa und ihr Mann, beide Schauspieler Anfang 40, haben sich in der Zweisamkeit
ihrer Wochenend-Beziehung eingerichtet und scheinen sich selbst genug zu sein.
Jahrelang waren die beiden an Theatern in getrennten Orten engagiert, wechselten
als Wochenendpendler zwischen ihren jeweiligen Kleinstwohnungen. Bei der
Planung ihres Umzugs in eine gemeinsame größere Wohnung entdecken die beiden
das auf der Grundrisszeichnung vorgesehene Kinderzimmer. In einem Alter, indem
eine Schwangerschaft schon sehr unwahrscheinlich ist, wünschen sie sich ein
Kind. Als sich dieser Wunsch nicht erfüllt, beginnen sie die Odyssee einer
Kinderwunschbehandlung. Lisa wird schwanger, doch sie mag noch nicht daran
glauben, dass das gemeinsame Kind gesund zur Welt kommen wird und nennt es
nüchtern "Obsklappt". Die zurückliegenden Verletzungen des Paares
durch enttäuschte Hoffnungen deutet der Autor nur dezent an.
Von Düffels namenloser Ich-Erzähler hat seine besten Jahre schon hinter sich.
Obwohl er selbstkritisch in seinem Verhältnis zu Intendanten, Regisseuren und
Kritikern eine Verlängerung der eigenen Kindheit erkennt, muss er sich
eingestehen, dass nur noch der kürzere Teil seines Lebens vor ihm liegt, den
längeren hat er bereits gelebt. Nach einer Begegnung mit seinem alten
Griechischlehrer und mit HC, seinem Freund aus Studententagen, scheint der
werdende Vater stärker an der Vergangenheit als an der Zukunft seiner jungen
Familie interessiert zu sein. Doch gerade jetzt müssen die werdenden Eltern die
ersten Einschränkungen akzeptieren - Lisa darf auf ärztlichen Rat als
"alte Risiko-Schwangere" nicht mehr auftreten. Ob das alternde
Elternpaar die kommenden Einschränkungen des Elterndasein meistern wird, daran
entstehen beim Leser erhebliche Zweifel.
Fazit
Ein Drittel der heute 40-Jährigen ist - bewusst oder ungewollt - kinderlos.
John von Düffel beschreibt stellvertretend für diese Generation das
Kinderwunschprojekt eines beruflich etablierten Paares. "Gut dass Sie nicht
rauchen!" - viel mehr wird vom namenlosen Erzeuger des gewünschten Kindes
nicht erwartet. Obwohl die Wendungen der Handlung nicht weiter überraschen,
überzeugt von Düffel mit seiner genauen, wohltuend distanzierten Beschreibung
des Lebensgefühls einer Generation und mit seiner feinfühligen
Charakterisierung des werdenden Vaters. Die zurückhaltende Darstellung der
Kinderwunschbehandlung macht das Buch für Leser mit und ohne Kinder
empfehlenswert.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 04. Dezember 2007 2007-12-04 09:36:37