Christine ist die einzige, die erzählen kann, was passiert ist - und die
einzige, die weiß, wie die Geschichte ausgehen wird. Sie berichtet einem
Priester aus ihrem Leben und dem ihrer Tochter Sonia, während der Leser
ungeduldig in einem gegenläufigen Erzählstrang den Erlebnissen Thobelas folgt.
Thobela hatte in "Das Herz des Jägers" eine Computer-Festplatte mit
dem Motorrad quer durch Südafrika transportiert, um seinen Freund Johnny zu
retten. In Meyers viertem in Deutschland erschienen Kriminalroman erlebt Thobela
mit, wie der kleine Sohn seiner Lebensgefährtin Miriam bei einem Raubüberfall
ums Leben kommt. Thobela wird während des Gerichtsverfahrens vom Zeugen zum
Opfer; die Täter flüchten aus der Haft. Wie viele Südafrikaner verfolgt
Thobela schon lange voller Erbitterung, dass Straftäter zwar von der Polizei
gefasst werden, doch dann durch Schlampereien der Justizbehörden schnell wieder
auf freien Fuß gelangen. Der ausgebildete Nahkämpfer lässt sich ein Assegai,
einen klassischen Zulu-Kampfspeer anfertigen, um sich an den Tätern auf seine
Art zu rächen. Für die südafrikanische Öffentlichkeit wird der unbekannte
Rächer, der jene tötet, die Kinder missbraucht und ermordet haben, zum
populären Helden. Schnell verbreitet sich das Gerücht, Polizisten, die mit der
Arbeit der Justizbehörden unzufrieden seien, hätten zur Selbstjustiz
gegriffen.
In einem weiteren Handlungsstrang plagt sich Benny Griessel von der
Kriminalpolizei Kapstadt mit einer Serie von Morden an allein stehenden Frauen.
Griessel ist ein talentierter Fahnder mit untrüglichem Instinkt, doch er ist
ausgebrannt, frustriert von der Sinnlosigkeit seiner Arbeit und er trinkt. Nun
hat seine Frau Anna ihm eine Frist gesetzt: wenn er nicht innerhalb eines halben
Jahres seine Alkoholsucht behandeln lässt, wird sie sich von ihm trennen. Das
Motiv des ausgebrannten Polizisten mit ungesundem Lebenswandel ist Meyers Lesern
aus "Der traurige Polizist" vertraut - dort kämpfte Matt Joubert,
Griessels Vorgesetzter, um seine Gesundheit und seine Stelle.
Als der Assegai-Mörder die Ermittlungen der Abteilung Organisiertes Verbrechen
kreuzt und zu allem Überfluss Griessels Trinkerei gezielt der Presse zugespielt
wird, muss Griessel schnell ein Ergebnis vorweisen, ehe ihm der Fall entzogen
wird.
Fazit
Deon Meyer hat die Handlungsstränge seines spannenden sozialkritischen Krimis
aus dem heutigen Südafrika geschickt verknüpft und mit Thobela einen
facettenreichen Sympathieträger geschaffen. Gerade die unterschiedliche
Geschwindigkeit, mit der die Einzelhandlungen auf ein gemeinsames Ende
zusteuern, hat mich fasziniert. Das Lokalkolorit Kapstadts und Ermittlungen
innerhalb der unterschiedlichsten ethnischen Gruppen machen den Reiz dieses
Krimis aus.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 14. Oktober 2007 2007-10-14 15:06:25