Samstags ist die Wochenendbeilage das begehrteste Stück unserer Tageszeitung;
denn ein Tag ohne Uli-Stein-Cartoon ist ein verlorener Tag. Uli Stein zeichnet
missratene Pinguin-Kinder, Mäuse, Schweine, Schlangen und Frösche. Er nimmt
knollennasige, unsportliche Polizisten aufs Korn und das Ehepaar Martha und
Erwin mit dem unverwechselbaren Flokati-Haarschnitt. Seit 30 Jahren zeigt sich
Stein als Meister des pikierten Gesichtsausdrucks und der genervten
Körperhaltung bei Mensch und Tier. Es fällt schwer, aus seinem satirischen
Tierleben einen Liebling zu wählen. Meine Favoriten bleiben Steins Pinguine,
durch die ich auf den Cartoonisten aus dem Norden aufmerksam wurde.
Was Pinguine mit ihrem sehr spitzen, sehr gelben Schnabel anstellen, die
korrekte Handhabung eines Känguruh-Beutels oder Erziehungsprobleme der Familie
Maus - die Erlebnisse all dieser Viecher entlarven hintersinnig Tücken und
Dusseligkeiten des bundesrepublikanischen Alltags. Ohne Mitspracherecht
einzelner Tiergattungen macht Stein tierpolitisch unkorrekt Fell- und
Federnträger zum Gespött der Menschheit. Er spielt mit Worten und
Doppeldeutigkeiten, doch eins will er auf keinen Fall: Niedliches zeichnen.
Stein behauptet, im wirklichen Leben alle Tiere zu mögen, die nicht
beanspruchen, mit ihm in seiner Wohnung zu leben. Errungenschaften der
Unterhaltungselektronik werden dem Kult-Cartoonisten noch bis in sein hohes
Alter Stoff für hinterfotzige Wortspielereien liefern. Das Buch wird ergänzt
durch ein Interview des "kleinen Tierfreund" Dietmar Wischmeyer
mit/gegen Uli Stein.
Fazit
Die 200-seitige Jubiläumsausgabe versammelt zu einem erfreulich günstigen
Preis einen Querschnitt aus Steins 500 000 Cartoons.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 05. September 2007 2007-09-05 09:02:54