Michael Borliks Krimi-Erstling: "Unsichtbare Augen" hat mir nicht gut
gefallen. Dominik, ein ungefähr 17-jähriger Junge, hat ein ausgefallenes
Hobby: er bricht in Villen ein ohne etwas zu stehlen: rein, um - für kurze Zeit
- ein tolles Hoch-Gefühl, einen "Kick" zu haben. Gleichzeitig dient
ihm das Einbrechen in die Villen als Möglichkeit, von seinem - tristen -
Zuhause in Köln wegzukommen. Seit der Vater arbeitslos ist, tyrannisiert er die
Familie, die noch zusätzlich aus der Mutter und dem im Bankgewerbe arbeitenden
Bruder Thomas steht. Die Spannungen werden beinahe unerträglich: Dominik findet
- neben seiner Clique - u.a. seinem Freund Bernd - nur noch an dem
"Abenteuer" der Einbrüche eine Freude.
Eines Tages entdeckt er, dass die Villen, in die er eingebrochen war, in der
gleichen Nacht ausgeraubt wurden. Offenbar hat sich ein Einbrecher an seine
Versen gehängt: Dominik soll die "Arbeit" machen, der Einbrecher
räumt dann die Wohnungen aus und kann den Verdacht auf Dominik schieben, da er
dessen Tagebuch, in welchem Dominik die Einbrüche minutiös festhält - denn
sonst kann er ja mit niemandem darüber sprechen - gestohlen hat. Schließlich
stellt der unbekannte Einbrecher Dominik per E-Mail ein Ultimatum: entweder wird
er das Tagebuch der Polizei zukommen lassen, oder Dominik muss in eine weitere
Villa einbrechen, die der Einbrecher dann ausrauben möchte.
Wie kann sich Dominik aus dieser scheußlichen Situation befreien und den
wirklichen Täter entlarven?
Diese Handlung steht im Mittelpunkt von Borliks Roman. Zwar ist der Band
durchaus spannend geschrieben. Die Handlung zieht sich aber dahin, weil zur
Hälfte lediglich Dominiks Einbrüche und seine Gefühle beschrieben werden;
auch seine Freunde ahnen von nichts. Sie wirken - wie die Familie - lediglich
als Staffage für die Krimihandlung.
Was mich jedoch am meisten gestört hat, ist die Beziehung Dominiks zum Täter,
der am Ende entlarvt wird. Warum dieser sich Dominik als Zielobjekt ausgesucht
hat und wie er darauf kommt, dass Dominik ein Tagebuch führt (welches der
Täter dann stiehlt) wird nicht beantwortet.
Ich hatte das Gefühl, als würde das Buch ein Filmdrehbuch darstellen; es
arbeitet mit Schnitten; die Motive der beteiligten Personen, sich so zu
verhalten, wie sie es tun, bleiben offen. Dies gilt nicht nur für die Beziehung
zwischen Täter und Opfer; auch Spannungen im Freundeskreis werden zwar
beschrieben, aber nicht erläutert.
Fazit
Meines Erachtens ist dieser Erstling daher nicht so gut gelungen wie die beiden
spätren Bände des Autors: "Stumme Schatten" und
"Abrechnung". Leider daher insgesamt kein so überzeugender Krimi der
ansonsten so spannenden Labyrinthe-Krimireihe.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 03. September 2007 2007-09-03 23:24:00