Der christliche Glaube basiert unter anderem auf dem Gedanken der Auferstehung.
Wie schon Christus nach seiner Kreuzigung, so warten auch heutige Gläubige auf
die Überwindung des Todes, die beim Glaubensstifter durch das leere Grab am
dritten Tag nach der Kreuzigung sogar physisch geschehen sein soll, glaubt man
den Evangelien.
Zeitsprung. Ins Jerusalem der heutigen Zeit schleicht sich eine Söldnergruppe
ein, die unterhalb des Felsendoms eine Mauer sprengt und aus der
dahinterliegenden bislang verborgenen Grabkammer ein Ossuar (eine jüdische Form
des Sargs, in die die Gebeine eines Toten gelegt wurden) stiehlt. Schnell wird
es außer Lande gebracht, denn die Explosion blieb natürlich nicht unbemerkt:
Bei der Flucht mussten ein Dutzend israelische Soldaten ihr Leben lassen, und
die Muslime sind verärgert über den Einbruch in ihren heiligen Raum.
Ermittlungen beginnen: Im Zentrum steht der Brite Graham Barton, der mit seinen
umfangreichen archäologischen Kenntnissen den örtlichen muslimischen
Ermittlern zur Seite steht, der aber auch selbst gut beobachtet wird, ist er
doch kein Muslim.
Währenddessen ist das Ossuar schon in Rom angekommen - in einem frisch
eingerichteten Labor im Vatikan. Charlotte Hennesey, Genforscherin aus den USA,
und der italienische Anthropologe Giovanni Bersei untersuchen den seltsamen Fund
im Auftrag der katholischen Kirche, ohne dessen jüngste Geschichte zu kennen.
Nach und nach bestärkt sich aber ein Verdacht, was sie da vor sich haben
könnten: Die Knochen von Jesus Christus.
Fazit
Kirchenthriller sind in Mode, und so eifern viele Dan Brown nach. Relictum zu
lesen macht aber trotzdem Spaß, versteht Byrnes es doch, direkt mit seinem
Erstlingswerk einen spannenden Roman vorzulegen. Die Handlung ist zwar
vorhersehbar - der Leser kennt das Ziel des Ossuars von Anfang an und somit ist
die Ermittlung in Jerusalem fast nebensächlich -, trotzdem aber nicht
langweilig. Byrnes verarbeitet viele Fakten über Christen, Muslime, ihre
gemeinsamen Wurzeln, aber auch die unterschiedlichen Entwicklungen. Und auch
wenn die Gründe des Diebstahls eindeutig sind - wie sähe es für die
katholische Kirche aus, wenn man die Knochen des auferstandenen Heilands fünde?
-, wartet zum Schluss des Buchs eine Überraschung auf den Leser, geprägt von
kühnster Berechnung.
Vorgeschlagen von Nico Haase
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veröffentlicht am 12. August 2007 2007-08-12 19:07:12