Die Südafrikanerin Vera Stark arbeitet als Juristin für eine Stiftung, die
nach dem Ende des Apartheid-Regimes schwarze Bewohner von Squatter-Siedlungen
vor willkürlicher Umsiedlung schützen will. Der ANC, der für die erste frei
gewählte Regierung kandidiert, hat allen Bewohnern Wohnung, Wasser und
Elektrizität versprochen. Doch die Versorgungssituation der schnell wachsenden
Nation wird durch Rückkehrer aus dem Exil weiter angespannt. Didymus und
Sibongile Makoma, zwei schwarze Freunde Veras und Veteranen des ANC, hatten im
Exil in England eine Tochter bekommen, die nun zunächst die Sprache ihrer
Großeltern lernen muss. Sibongele reagiert flexibel auf die veränderte
Situation und entscheidet sich dafür, in die Politik zu gehen.
Vera ist fast 70 Jahre alt, sie hat schon erwachsene Kinder und ein Enkelkind.
Statt im Alter kürzer zu treten, begräbt sie ihr Privatleben unter den
Aktenbergen zahlreicher Projekte. Dass ihr pflegebedürftiger Schwiegervater im
Haushalt lebt, berührt sie kaum. Sie geht unbeirrt, beinahe rücksichtslos,
ihren Weg und findet den ruhenden Pol in ihrem Leben in ihrer Arbeit. Vera hat
sich für die Politik entschieden und verliert trotz langer Gespräche mit
ihrem Mann allmählich den Kontakt zum Familienleben. "Du hast dich immer
um so viele andere Leute gekümmert", sagt Veras Tochter Annick
vorwurfsvoll. Als sie ihre Eltern damit konfrontiert, dass sie Frauen liebt,
muss Annick einsehen, dass Veras Gedanken schon lange um ganz andere Dinge als
die Familie kreisen. Veras erwachsener Sohn Ivan, der in England lebt, möchte
seinen Sohn Adam zu den Großeltern nach Südafrika schicken. Vera scheint
anfangs wenig begeistert, doch dann wird Adam zum wichtigen Gesprächspartner
für seine Großmutter. Kurz vor den bevorstehenden Wahlen heizt sich die
Stimmung im Land gefährlich auf. Todeslisten kursieren, Sibongile gerät in
Gefahr und Vera wird Opfer eines Attentats. Während in Südafrika die erste
Regierung frei gewählt wird, entscheidet Vera sich für ein völlig neues
Leben.
Fazit
"Niemand, der mit mir geht" erschien 1994, dem Jahr als sich die
schwarze Mehrheit Südafrikas darauf vorbereitete, die Regierungsverantwortung
zu übernehmen. Am Beispiel eines schwarzen und eines weißen Ehepaares
schildert Nadine Gordimer die Aufbruchstimmung der Post-Apartheid-Zeit. Als
Portrait einer starken, unabhängigen Frau hat der Roman nicht an Aktualität
verloren.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 22. Juli 2007 2007-07-22 17:48:16