Dopoulos, der Besitzer der Taverne am Rand der Welten, kennt seine
phantastischen Kunden zu genau. Die Hausordnung für seine Kneipe kommt deshalb
gleich zur Sache: Eigenes Essen darf nicht mitgebracht werden, schon gar nicht
Essen, das sprechen kann. Vor 13 Jahren war in Dopoulos Kneipe ein Baby
vergessen worden: Tobbs. Seine Eltern sind vermutlich hinter einer der vielen
Türen verschwunden, die von dort aus in phantastische Welten, Zeitzonen und
Jahreszeiten führen. Inzwischen arbeitet Tobbs als Schankjunge in der Taverne.
Im ersten Band "Die Reise nach Yndalamor" war Tobbs der Göttin Kali
in die Quere gekommen. Dass er seine Eltern nicht kennt, beschäftigt Tobbs noch
immer. Dopoulos scheint seine Gründe zu haben, warum er über die Ereignisse
von damals eisern schweigt. In der Taverne arbeitet auch Wanja, die Schmiedin,
eine Nichte der russischen Hexe Baba Jaga. Tantchen hat einen Boten geschickt,
doch der stürzt schwer verletzt herein und kann sich nach Anwendung neuester
Magie-Bio-Technologie nicht mehr an seinen Auftrag erinnern. Wanja entdeckt,
dass es sich bei dem Auftrag um die Sicherstellung eines Schatzes im Land der
Haigötter handelt und begibt sich sofort auf die Suche. Dass sie es viel zu
gefährlich findet, Tobbs mit auf die Schatzsuche zu nehmen, stört ihn wenig,
er folgt ihr heimlich. In Tajumeer, dem Archipel der verfluchten Inseln, müssen
die beiden Abenteurer einsehen, dass ihre für die Taverne nützlichen
Fähigkeiten in der Inselwelt nicht zu gebrauchen sind. Tobbs war noch nie zuvor
am Meer und steht dem Wasser als Lebensraum und seinen Bewohnern sehr skeptisch
gegenüber. Zu Verhandlungen mit den Bewohnern der Wasserwelt brauchen Wanja und
Tobbs einen einheimischen Diplomaten: Maui. Bevor sie sich in die unheimliche
Wasserwelt stürzen können, müssen die abenteuerlustigen Landratten zuerst von
Maui die Sitten und Gebräche der Wasserbewohner lernen. Tobbs entdeckt dabei
ungeahnte Kräfte an sich.
Nina Blazons Figuren sind Grenzgänger, wie Wanja, die von ihren Eltern
kurzerhand einen männlichen Vornamen erhielt, damit sie die väterliche
Schmiede übernehmen kann. Ohne Wanjas Persönlichkeit aus männlichen und
weiblichen Charakterzügen wären ihre Abenteuer in der Wasserwelt nicht
denkbar. Im Land der Tajumeeren treffen Lebewesen mit magischen Fähigkeiten
aufeinander, die aus unterschiedlichen Kulturen stammen und deshalb
Kommunikationsprobleme miteinander haben. Tobbs lernt von ihnen, zwischen
kriegerischer Auseinandersetzung und Diplomatie abzuwägen und seine eigenen
Fähigkeiten realistisch einzuschätzen.
Fazit
Blazon hat mit Dopoulos Taverne und ihren schrulligen Besuchern eine
eigenwillige phantastische Welt geschaffen. Die Autorin setzt zwar bekannte
Figuren wie Baba Jaga, Maui und die Haigötter ein, gibt ihnen jedoch originelle
Charakterzüge und überrascht ihre Leser in einer temporeichen Handlung immer
wieder. Figuren der Mythologie, die in der Handlung auftauchen, werden im Anhang
erklärt. Der Text hat mit 250 Seiten eine überschaubare Länge und spricht
Jugendliche ab 10 Jahren an. Auch ältere Leser werden an Nina Blazons
hintergründigem Humor und der rasanten Handlung ihren Spaß haben.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 14. Juli 2007 2007-07-14 10:32:45