Der kirgisische Autor Tschingis Aitmatow gehört zu den bekanntesten
Schriftstellern der früheren Sowjetunion. Seinen Ruhm begründete er mit der
1958 erschienenen Erzählung "Dschamilija", die Louis Aragon in seinem
1959 veröffentlichten Vorwort zu recht die "schönste Liebesgeschichte der
Welt" nannte. Dschamilija spielt zur Zeit des Zweiten Weltkrieges im
Nordosten von Kirgisien. Der 15-jährige Said erzählt die Geschichte seiner
Schwägerin Dschamilija, die kurz vor dem Krieg nach orientalischer Sitte
verheiratet wurde und nun den jungen Frontheimkehrer Danijar kennen lernt.
Danijar verzaubert die zunächst zurückhaltende Dschamilija mit wunderbaren
Liedern. Schließlich entdeckt die Protagonistin, dass sie Danijar und nicht den
Ehemann Sadyk wirklich liebt. Sie zieht die Konsequenzen und verläßt das Dorf
mit Danijar. Nur der Erzähler Said, noch ein Kind, aber voller Verständnis
für die beiden Liebenden, hält zu ihnen. Als Erinnerung fertigt er ein Bild
an, welches ihn für immer an das nun für immer Vergangene erinnert. Tschingis
Aitmatow, der hier die Spannung zwischen Tradition und Moderne, das
Zerrissen-Sein der Figuren zwischen Pflicht und Liebe, zwischen der
naturverbundenen Nomadentradition und der unaufhaltsamen sowjetischen Moderne
mit Planwirtschaft, Kommunismus und Krieg einfühlsam schildert, hat hier eine
großartige Novelle vorgelegt, die für mich bis heute nichts an Faszination
verloren hat. Dies gilt vor allem für die Szene, in der Szene, in der Said
Danijar singen hört (S. 77-81 der Suhrkamp-Taschenbuch-Ausgabe). Diese Szene
ist voller Gefühl und Begeisterung für die Schönheiten der Natur und der
Musik geschrieben, dass sie für mich zu den wunderbarsten Stellen der
Weltliteratur gehört.
Fazit
Eine der schönsten Liebesgeschichten der Welt. Unbedingt lesen !!!!
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 21. Februar 2003 2003-02-21 14:26:35