Die vorliegende Biographie des Dresdener Professors für Alte Geschichte an der
dortigen TU ist eine sehr gute Kurzbiographie und meines Erachtens jedem
Interessierten über Caesars Leben anzuraten. Sie informiert nicht nur kurz,
knapp aber kompetent über Caesars Leben und seinen Aufstieg, sie zeigt auch die
tieferliegenden Gründe für den Untergang der römischen Republik und die
beginnende Monarchie auf, die - so Jaene - unvermeidbar war. Jaenes Biographie
arbeitet die letzten Jahre der Republik heraus und zeigt auf, dass die
senatorische Oberschicht selber tief gespalten war. Caesar wollte Widerstände
und Vetomächte gegen seine Politik brechen, die sich spätestens mit seinem
ersten Konsulat im Jahre 59 v. Chr. aufgetan hatten. Ja, Jehne zeigt auf, dass
alle nachfolgenden Aktionen Caesars ohne die innenpolitischen Ereignisse
während jenes Konsulates nicht erklärbar sind. Der berühmte Gallienfeldzug
war lediglich eine Ablenkung für Caesar, um durch diesen Feldzug die
notwendigen Erfolge, die notwendige Machtbasis (im Heer) und die notwendige
Popularität bei der Bevölkerung zu haben, um die senatorische Opposition, die
ihm 59 v. Chr. gegenübergetreten war, auszuschalten und die Alleinherrschaft
anzustreben. Durch den psychologischen Fehler, die Diktatur auf Lebenszeit
anzustreben und zu erhalten, weckte er die Opposition der senatorischen
Oberschicht, auch seiner eigenen Anhänger, die unmittelbar zu dem Attentat am
15. März 44 v. Chr. führte.
Welchen Stellenwert hat Caesar in der römischen Geschichte? Er war ein genialer
Stratege, Feldherr und ein überragender Politiker. Jaehne stellt fest, dass
sein Verdienst der Umbruch von der Diktatur zur Monarchie gewesen ist, die ohne
sein Wirken vermutlich auch erfolgt, aber wohl zu einem späteren Zeitpunkt
stattgefunden hätte. "Diese Verantwortung ist wahrlich nicht gering.
Caesar hatte es 49 in Kauf genommen, daß die ganze Mittelmeerwelt mit Krieg
überzogen wurde, und Hunderttausende mußten in diesen Wirren ihr Leben lassen.
Ein solcher Einsatz kann niemals wirklich gerechtfertigt werden; der
zurückschauende Historiker, der sich in der günstigen Lage befindet, das
Ergebnis der von ihm betrachteten Entwicklungen zu kennen, kann allerdings eien
Maßstab in die Beurteilung einführen, der für die Zeitgenossen nur als
Hoffnung existiert, nämlich..."die gesteigerte Gewährleistung des
Wohlbefindens der Mehrzahl der REichseinwohner im Vergleich zu deren vormaliger
Daseinsform"... So schwer das abzuschätzen ist, hat man doch für das
römische Reich der Kaiserzeit allgemein einen Fortschritt konstatiert
gegenüber den Zeiten der Republik. Der Umbruch zur Monarchie ist unter diesem
globalen aspekt wohl positiv zu bewerten, der Verlust an Freiheit betrifft zwar
eine lautstarke, aber nur sehr kleine Führungsschicht, die allerdings lange
brauchte, um die Veränderung wirklich zu bewältigen. Carsars Beschleunigung es
Niedergangs der Republik und des Monarchisierungsprozesses in rom muß also vom
Resultat her nicht negativ gesehen werden...Vergleicht man die Tat Caesars mit
der seiner Mörder unter synchroner und diachroner Perspektive, d.h. nach den
Kriterien der Zeitgenossen und denen der Nachwelt, so ergibt sich ein sehr
bezeichnendes Paradox: Während Caesar nach dem Urteil seiner Zeitgenossen eine
Untat beging, als er die römische Welt um der Realisierung seiner Ansprüche
willen in einen Bürgerkrieg stürzte, war seine Ermordung nach den Kriterien
der Zeit eigentlich eine edle Handlung, da Alleinherrschaft als Verbrechen galt.
Sieht man aber auf die längerfristigen Folgen, so steht Caesar mit siener
Monarchie, die die Grundlagen legte für die Kaiserherrschaft, sehr viel besser
da, als die Caesarmörder mit ihrem Traum von der alten Republik, der keine
Realisierungschance besaß und der römischen Welt nur ein sonst vielleicht
vermeidbares Jahrzehnt von besonders brutalen Bürgerkriegen bescherte. Da die
beiden Dimensionen nicht zur Deckung zu bringen sind, ist in beiden Fällen kein
klares Urteil über die Legitimität des Handelns möglich. Wie generell die
großen Täter verdient deshalb auch Caesar seinen Platz in der Ehrengalerie der
Wletgeschichte nicht als strahlender Held, sondern als schillernde Figur."
(S. 119-120).
Aus diesem Textauszug wird deutlich, dass nicht - wie in früheren
Caesarbiograhien, lediglich Ereignisgeschichte nacherzählt wird; es geht dem
Autor um langfristige Prozesse, um Strukturen, also um die Zusammenhänge
zwischen der Person und der Gesellschaft bzw. dem Staat, den er verändert. Und
diese Wechselwirkung hat Jaene hervorragend dargestellt.
Fazit
Daher für jeden, der sich kurz und knapp über Caesar informieren möchte, sehr
gut geeignet und sehr lesenswert und auch noch spannend geschrieben.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 04. März 2007 2007-03-04 12:08:41