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Jan de Leeuw: Das Schweigen der Eulen

Das Schweigen der Eulen

von Jan de Leeuw (Biografie)
Verlag: Gerstenberg [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Jugendroman
ISBN-13 978-3-8067-5107-9

Preis: 5,26 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Im Haus von Arnouds Großmutter scheint die Zeit seit Jahrzehnten still zu stehen. Wasser wird in der Küche gepumpt, warmes Wasser im Topf auf dem Herd erhitzt. Der dreizehnjährige Arnoud und sein Vater sind zur Beerdigung der Großmutter in das kleine belgische Dorf Deemstervelde gekommen. Ein Dorf wie aus dem Bilderbuch, wo jeder jeden kennt, jeder über jeden tratscht und jeder bereits die Großväter seiner Nachbarn gekannt hat. Ein Dorf wie ein Staubkorn auf dem Globus. Bei der Trauerfeier schweift Arnouds Blick ab zu einer Gedenktafel an der Kirchenwand: Sie erinnert an zehn Männer aus dem Ort, die während des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen exekutiert wurden. Darunter ein Arnoud de Vriendt. Arnoud ist verblüfft; doch es ist nicht sein Name, es ist der seines Großvaters. Oma Irma hatte also über 50 Jahre in Deemstervelde als Witwe gelebt und ihren Sohn allein aufgezogen. Arnouds verblüffende Ähnlichkeit mit seinem Großvater weckt Erinnerungen an früher und setzt allerlei Dorfklatsch in Gang. Arnouds Vater beginnt, den Haushalt der Großmutter aufzulösen, damit ihr Haus verkauft werden kann. Arnoud hatte sich unter Ferien eigentlich etwas anderes vorgestellt. Doch ein Testament, das Vater und Sohn finden, ist der Auftakt zu spannenden Abenteuern, deren Auslöser die mehr als fünfzig Jahre zurückliegenden Ereignisse um Arnoud den Älteren sind. Großmutter Irma hat Arnoud dem Jüngeren ihren Nähkasten und ihre Gemälde vererbt. Im Nähkasten findet er zwei dicke Briefe, die ausdrücklich nur an ihn gerichtet sind. Von der gleichaltrigen Rebecca und ihrem Eulenschutz-Projekt immer wieder abgelenkt, erfährt Arnoud schließlich aus Irmas Briefen, was sie bis zu ihrem Tod verschwiegen hat.
Jan de Leuw erzählt seine spannende Geschichte im bissigen Ton eines Jugendlichen, der schon den eigenen Vater steinalt findet, von der Großmutter ganz zu schweigen. So wie Oma Irma fünfzig Jahre lang Erinnerungsstücke aufhäufte, ohne je etwas wegzuwerfen, kann auch der Sohn sich nicht überwinden, Irmas Nachlass ungelesen wegzuwerfen. Doch erst Arnoud kombiniert Bruchstücke von Informationen zur Geschichte seiner Großeltern und setzt sich mit der Schuld der Dorfbewohner auseinander.
Fazit
Arnouds trockenen Ton und die ungeschminkte Darstellung in Irmas Briefen zeichnet der Autor treffend und humorvoll. Arnouds Vater, der kaum noch Kontakt zu seiner Mutter hatte, der mit Dokumenten und Erinnerungsstücken, aber ohne Antworten zurück bleibt, kann stellvertretend für eine ganze Nachkriegsgeneration stehen.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 27. Januar 2007

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